Sollen in der Slowakei Schuluniformen eingeführt werden? Diese Frage spaltet die Gesellschaft in zwei Lager. Die Befürworter der Uniformen argumentieren, dass dadurch soziale Unterschiede zwischen den Kindern verwischt werden können. Die Gegner wiederum führen eine damit einhergehende Unterdrückung der Identität der Kinder sowie deren Kreativität bei der Kleiderwahl an. Ein Beispiel aus Nové Mesto nad Váhom könnte einen Kopromiss zwischen diesen beiden Meinungen ermöglichen.
In der Slowakei gibt es nur ein paar Schulen, die eigene Uniformen haben. Meist sind es Privatschulen, die die klassische Kombination Hose-Hemd und Rock-Bluse in schwarz-weiß vorschreiben. Auch die Schüler der staatlichen Grundschule an der Odborárska Straße in Nové Mesto nad Váhom tragen in diesem Schuljahr zum ersten Mal Uniformen, vorerst aber nur die Zweitklässler. Der Schulleitung geht es mit dem Pilotversuch gerade darum, die sozialen Unterschiede zwischen den Schülern zu verwischen. Rund ein Drittel der 400 Schüler stammt aus sozial benachteiligten Familien. Sollten die Schuluniformen bei den Familien Anklang finden, plant man diese auch in den anderen Jahrgängen einzuführen.
Vorgeschlagen hat die Uniformen eine der Lehrerinnen, Jana Hargašová, die im Laufe ihrer zwölfjährigen Tätigkeit an der Schule mit Sportschwerpunkt bemerkte, wie sich die sozialen Unterschiede zwischen den Schülern mehr und mehr auf deren Sozialverhalten auswirkten. Den letzten Anstoß gab ihr schließlich ein Satz, den sie einmal unter ihren Schülern hörte: "Mit dir will ich nicht spielen, weil du bist reich."
Bis zur Verwirklichung ihrer Idee war es allerdings ein langer Weg. Zuerst musste mit den Eltern der Schüler geklärt werden, ob sie überhaupt für Uniformen sind und wenn ja, wie diese aussehen sollten. Letztendlich entschied man sich für Einheitskleider, allerdings in bunten Variationen. Allein die Oberteile sind etwa in sieben verschiedenen Farben erhältlich. Außerdem kann zwischen einer eleganten und einer sportlichen Variante der Uniformen gewählt werden - je nachdem, wie es die Kinder bevorzugen. Der Zweitklässler Dominik fühlt sich jedenfalls bereits sehr wohl in seiner Schuluniform. Warum? "Weil wir hier ein Abzeichen haben", zeigt er auf das Logo der Schule. "Das ist unsere Schule und ich bin froh, dass ich sie besuchen kann."
Quelle: Pravda