In der Hohen Tatra hat sich ein langfristiger Rückgang der Gämsenpopulation bestätigt. Auf der polnischen und slowakischen Seite des Gebirges wurden 805 Tiere gesichtet, rund 40 Prozent weniger als vor sieben Jahren. Naturschützer wollen daher ihre Genetik untersuchen und die Bedrohungen für die Tiere ermitteln. Obwohl das Wetter bei der diesjährigen Zählung der Gämsen im November nahezu ideal war, verzeichneten die Naturschützer 15 Prozent weniger Tiere als im Vorjahr. Der Direktor des Tatra-Nationalparks (TANAP) Michal Babnič nennt undisziplinierte Besucher, die Missachtung der Besucherregeln und einen gestiegenen Besucherandrang in diesem Gebiet als Hauptgründe für den Rückgang. Mit Ausnahme des letzten Jahres ist die Zahl der Gämsen jedes Jahr zurückgegangen. Vor sieben Jahren gab es noch über 1.400 Gämsen, wenngleich die Hohe Tatra schon damals voller Touristen war.
Nächstes Jahr werden Experten den Zustand der Tatra-Gämsen untersuchen. Dies geschieht im Rahmen eines gemeinsamen slowakisch-polnischen Projekts. TANAP-Direktor Michal Babnič: „Wir werden Proben sammeln und die DNA der Gämsen analysieren. Ich denke, dass uns dieses Projekt Antworten auf Fragen liefern wird, die wir bisher noch nicht beantworten konnten.“
Die Tatra-Gämse ist eine Unterart, die seit der Eiszeit nur noch in der Tatra vorkommt. Es ist möglich, dass ihre Isolation beispielsweise ihren Gesundheitszustand beeinträchtigt. Dennoch könne man laut Babnič nicht davon sprechen, dass ihre Population auf das Aussterben zusteuere. Aktuell werden die Gämsen hauptsächlich von undisziplinierten Besuchern und Besucherinnen verängstigt. Der Leiter Naturwacht im TANAP, Róbert Javorský: „Es ist, als ob jemand ohne zu fragen in Ihr Wohnzimmer käme. Das sind stressige Momente, in denen die Tiere etwa beginnen, hintereinander herzujagen und nicht selten von Lawinen oder Schneebrettern erfasst werden.“
Die Verwaltung des Tatra-Nationalparks kündigt deshalb an, die Einhaltung der Besucherregeln künftig strenger zu kontrollieren.
Quelle: STVR