Beinahe jeder zweite Absolvent findet ein Betätigungfeld außerhalb seines Studienfaches. Dies sei ein Beweis dafür, dass das slowakische Bildungssystem systematisch Absolventen produziert, die für den Arbeitsmarkt nicht interessant sind. Zugleich produzieren die Schulen nur in geringem Maße Absolventen mit einer technischen Ausbildung. Und dies, obwohl die Slowakei ein industriell orientiertes Land ist, das seine Zukunft auf Innovationen, Informationstechnologien und Ingenieurberufen aufbauen soll. Dies führte der Klub 500 in der siebten Ausgabe seiner analytischen Übersicht Kompas 500 an.
Dem nationalen Projekt „Entwicklungsprognosen des Arbeitsmarktes in der Slowakei“ zufolge finden bis zu 42 Prozent der Hochschulabsolventen im Laufe von 5 Jahren nach dem Abschluss keine Betätigung in dem Fach, das sie studiert haben. Nur 53 Prozent der Absolventen arbeiten in solchen Positionen, die ihrer Ausbildung entsprechen. Weitere 5 Prozent haben nur eine ihrer Ausbildung ähnliche Betätigung. Laut der Analyse des Klubs 500 ist die Situation bei den Mittelschulabsolventen sehr ähnlich: Mehr als die Hälfte, konkret 52 Prozent, arbeiten in einem ganz anderen Fachgebiet als dem ihrer Ausbildung.
Die konkreten Folgen dieser Disproportion sind eine niedrigere Arbeitsproduktivität, stagnierende Innovationen, ein Talentabfluss ins Ausland sowie eine Verschwendung der öffentlichen Mittel. Der Klub 500 empfiehlt daher einen grundlegenden Umbau des Hochschulsystems, damit die Slowakei den Übergang zu einer modernen und innovativen Wirtschaft mit Wertschöpfung schaffen kann. Es müssen Studienfächer für Technik, Informationstechnologien und Naturwissenschaft mittels Stipendien, höheres gesellschaftliches Prestige und eine Verflechtung mit der Praxis gefördert werden.
Dem Klub 500 zufolge sei es außerdem notwendig, die Gesellschaftswissenschaften so zu reformieren, damit diese die praktischen Handfertigkeiten wie Datenanalyse, Ökonometrie und Management der auf Daten beruhenden öffentlichen Politiken fördern können. Das Bildungssystem sollte außerdem eng mit den Arbeitgebern verflochten werden, damit es die realen Anforderungen des Arbeitsmarktes widerspiegelt.
Laut den Angaben des Zentrums für wissenschaftlich-technische Informationen der Slowakei entstammt mehr als die Hälfte der Absolventen – 55,6 Prozent – den gesellschaftlichen Fächern, während die technischen Fächer nur 18,6 Prozent und die naturwissenschaftlichen sogar nur 4 Prozent bilden. Eine noch größere Disproportion besteht bei den privaten Hochschulen, an denen bis zu 70 Prozent der Absolventen ein gesellschaftswissenschaftliches Fach studieren.
Quelle: TASR