Für die meisten Menschen in Mitteleuropa ist sauberes Trinkwasser aus dem Wasserhahn selbstverständlich. Dies gilt auch für die Slowakei, allerdings nicht ganz. Nach aktuellen Zahlen von Eurostat sind etwas mehr als 90 Prozent der Bevölkerung an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen. Rund 470 Gemeinden verfügen jedoch bis heute über keinen Wasseranschluss. Am stärksten betroffen ist der Osten des Landes. In der Selbstverwaltungsregion Prešov hatten im vergangenen Jahr fast 18 Prozent der Menschen keinen Zugang zu Leitungswasser, in der Umgebung von Košice waren es 13 Prozent. Für die Betroffenen sei das nicht nur unbequem, sondern auch teuer, erklärt Vorsitzende des Obersten Rechnungshofs (NKÚ) Ľubomír Andrassy: „Eine Flasche Trinkwasser kostet mehrere Dutzend Cent, während ein Liter Leitungswasser noch nicht einmal einen Cent kostet.“
Andrassy zufolge fehlen derzeit insgesamt fast sechs Milliarden Euro, um die bestehende Wasserinfrastruktur entsprechend zu modernisieren und neue Leitungen zu bauen. Abhilfe soll hierbei der nationale Plan zum Ausbau von Wasser- und Abwassernetzen schaffen. Eigentlich hätte die Regierung diesen Plan bereits im Frühjahr vorlegen sollen, doch die Frist wurde zunächst auf September und dann erneut bis Jahresende verschoben. Das zuständige Ministerium für Investitionen begründet die Verzögerung mit neuen EU-Vorgaben zur Reinigung kommunaler Abwässer, die erst in das nationale Recht übernommen werden müssten.
Neben der Wasserversorgung bleibt auch die Abwasserentsorgung ein ungelöstes Problem. Der Anteil der Bevölkerung, die an die öffentliche Kanalisation angeschlossen ist, steigt zwar kontinuierlich, aber nur langsam. 2005 lag dieser bei 56 Prozent, 2022 bei 71 Prozent. Eine funktionierende öffentliche Kanalisation gab es zu diesem Zeitpunkt in 1.190 Gemeinden. Dies sind nur etwas mehr als 40 Prozent aller Gemeinden der Slowakei.
Während der Zugang zu Trinkwasser in der Slowakei für die Mehrheit selbstverständlich ist, bleibt er in vielen Dörfern – vor allem im Osten – ein unerfülltes Versprechen. Und die Lösung dürfte teuer werden.
Quelle: STVR, Enviroportal.sk