Am Wochenende begann die diesjährige Auflage der renommierten Illustrationsbiennale Bratislava (BIB). Ihr Ausstellungsort ist allerdings nicht, wie zuletzt gewohnt, das Haus der Kunst für Kinder BIBIANA, sondern die slowakische Nationalgalerie (SNG). Die gastgebende Institution steht nach einer Vielzahl von Vorfällen und Personalrochaden in der Kritik der Öffentlichkeit. Der umstrittene SNG-Direktor Juraj Králik zeigte sich erfreut darüber, dass die BIB gerade im Jubiläumsjahr an ihren Ursprungsort zurückkehrt. Vorige Woche hatte etwa auch die Deutsche Botschaft Bratislava ihren Empfang zum Tag der Deutschen Einheit 2025 in den Räumlichkeiten der SNG veranstaltet. Bei der Eröffnung Illustrationsbiennale am Freitag (6.10.) hob deren Generalkommissarin, Zuzana Jarošová, vor allem den internationalen Stellenwert ihrer Veranstaltung hervor: „Die BIB zeigt eine Auswahl der Besten von den Besten. Sie hat die Gestaltung von Bilderbüchern weltweit in über 110 Ländern auf allen Kontinenten beeinflusst. Sie wurde ins Leben gerufen, um durch Kinderbücher zu verbinden und Brücken des Verständnisses zu bauen.“
Das dreißigste Jubiläum der Biennale wurde allerdings von mehr als hundert slowakischen Illustrator:innen boykottiert, denen sich auch Autor:innen aus der Tschechischen Republik, Irland und Lettland solidarisch anschlossen. Der Grund dafür sei, dass der Veranstalter ihrer Ansicht nach schon lange nicht mehr als demokratische Institution funktioniere. Dies zeige sich beispielsweise daran, dass Führungs- und Fachpositionen bei BIBIANA durch intransparente, politisch motivierte Auswahlverfahren besetzt wurden und sich dabei Personen ohne Erfahrung oder nachweisbare fachliche Kompetenzen durchgesetzt hatten. Die bekannte slowakische Illustratorin Daniela Olejníková führt noch einen weiteren Beweggrund für ihren Boykott der diesjährigen BIB an: „Wir halten es für einen Skandal, dass auch Repräsentant:innen Russlands und Israels Teil der Ausstellung sind. Russland ist ein Land, das seine Kultur regelmäßig für Propagandazwecke und zur Darstellung einer Überlegenheit nutzt. Und wenn es nun einen Platz auf dieser Biennale erhält, sehe ich das keineswegs als unpolitische Geste – nicht einmal im Geringsten.“
Der große Preis der Biennale ging dieses Jahr an die Iranerin Noushin Sadeghian für ihre Illustrationen des Buches „Daals Tochter”. Mit einer weiteren Auszeichnung sollte der Schweizer Nando von Arb für seine Graphic Novel „Fürchten lernen” bedacht werden. Der Künstler entschloss sich allerdings, den Preis nicht entgegenzunehmen und zeigte sich damit solidarisch mit seinen slowakischen Kolleg:innen, die die diesjährige BIB boykottieren. Deren Generalkommissarin Zuzana Jarošová zeigt dafür kein Verständnis und betrachtet ihre Veranstaltung als unpolitisch: „Bei der BIB geht es um Kunst für Kinder und nicht um Politik. Es geht um hochwertige Illustrationskunst für Kinder auf der ganzen Welt und auf allen Kontinenten. Die BIB muss diese Brücken des Verständnisses zwischen allen weiterbauen, nicht sie zerstören.“
Die internationale Schau der Illustrationsbiennale ist bis 13. Januar 2026 in der Slowakischen Nationalgalerie in Bratislava zu sehen.
Quelle: STVR