Die Immobilienpreise in der Slowakei steigen schneller als die Löhne. Für viele Menschen ist somit eine eigene Wohnung unerschwinglich. Laut dem neuesten Deloitte Property Index müssen Slowakinnen und Slowaken im Schnitt 12,7 Jahresgehälter aufbringen, um eine Standardwohnung mit einer Fläche von 70 Quadratmetern zu kaufen. Dies ist der zweitschlechteste Wert in der ganzen Europäischen Union.
Drei slowakische Städte schneiden in dieser Hinsicht besonders schlecht ab und zählen zu den teuersten in ganz Europa. Am wenigsten erschwinglich ist Wohnen in Amsterdam, wo eine Wohnung durchschnittlich 15,4 Jahresgehälter kostet. Es folgen Athen und Prag, doch bereits auf Platz vier liegt das ostslowakische Košice, wo Kaufinteressierte mit 14,2 Jahresgehältern rechnen müssen. Ähnlich ist die Situation in Banská Bystrica auf Platz sechs und Bratislava auf Platz sieben. Zum Vergleich: Die erschwinglichsten Neubauten in Europa gibt es dieses Jahr im dänischen Odense. Dort benötigt man für eine 70-Quadratmeter-Wohnung im Schnitt lediglich das 4,9-fache des Bruttojahresgehalts.
Zum Preisanstieg in Košice trägt auch der Bau des neuen Volvo-Werks bei. Dieses Vorhaben verschärft den Wohnungsmangel zusätzlich und lässt die Preise steigen, erklärt Ján Košč, Analytiker der Konföderation der Gewerkschaften: „Die Frage ist, wo diese Menschen wohnen sollen? Zwar wurden einige Projekte für den Bau von Wohnungen und Mietwohnungen gestartet, doch es herrscht weiterhin ein erheblicher Mangel.“
Fast 60 Prozent der Slowakinnen und Slowaken unter 34 Jahre leben noch bei ihren Eltern. Laut Experten liege das nicht nur an der Bequemlichkeit, sondern vor allem an der Unerschwinglichkeit von Wohnraum. Besonders teuer ist weiterhin die Hauptstadt Bratislava, wo der Durchschnittspreis einer Wohnung bei rund 270.000 Euro liegt. In Košice und Banská Bystrica sind es ebenfalls über 200.000 Euro. Trotz vergleichsweise niedriger Einkommen ist die Nachfrage nach Wohnungen in der Slowakei weiterhin höher als das Angebot. Dazu trägt auch ein anderes Konsumverhalten bei als in vielen anderen europäischen Ländern, erklärt Immobilienmakler Erik Tobiarčik: „Bei uns bevorzugen die Menschen seit Langem den Kauf einer Wohnung gegenüber der Miete. Der Hauptgrund ist das Gefühl von Stabilität, das ein solcher Kauf vermittelt.“
Die Wohneigentumsquote in der Slowakei ist mit über 90 Prozent außergewöhnlich hoch. Das hat auch historische Gründe, denn nach der Wende von 1989 konnte man für eine gewisse Zeit Wohnungen sehr günstig erwerben. Heute gilt das längst nicht mehr und immer mehr Menschen suchen wegen der hohen Immobilienpreise und weniger erschwinglichen Hypotheken eine Mietwohnung. Doch auch hier macht sich ein Mangel an verfügbarem Wohnraum bemerkbar.
Quelle: STVR