Auf den Spuren der Flüchtenden wandern

Auf den Spuren der Flüchtenden wandern

Jenes Hotelgebäude, in dem Pavel Eli Vago und seine ältere Schwester Valika gewohnt hatten, steht nicht mehr. Eine Gedenktafel erinnert an eine Zeit, in der die klerikal-faschistische Slowakei ungefähr 70.000 Staatsangehörige jüdischer Herkunft entrechtet, enteignet und abtransportiert hatte. Am Montag (21.7.) haben sich 40 Menschen auf eine Wanderung auf den Spuren zweier jüdischer Geschwister begeben, die sich durch Flucht vor dem Abtransport in ein Konzentrationslager retten konnten. Die Trasse entstammt den Erinnerungen von Pavel Eli Vago. Die einwöchige Veranstaltung, die in der nordslowakischen Stadt Vrútky beginnt, wurde zum sechsten Mal durch den Bürgerverein Post Bellum organisiert.

Sandra Polovková, Direktorin des Vereins Post Bellum, schildert den Beginn der gefährlichen Wanderung: „Eines Tages wachten sie auf und fanden einen Zettel, auf dem ihre Eltern schrieben, dass sie ein paar Sachen mitnehmen sollen. Die Familie hatte sich getrennt, die Eltern wollten so ihre Kinder retten.“

Zunächst versteckten sich die Geschwister auf dem lokalen jüdischen Friedhof, da es dort überlebenswichtiges Wasser gab. Dann flüchteten sie ins Gebirge, wo sie nach einigen Monaten von den Gendarmen gefunden wurden. Zunächst entließ man sie, später aber wurden sie ins Internierungslager für Juden nach Sereď gebracht. Während des Slowakischen Nationalaufstands Ende Sommer 1944 konnten sie zusammen mit ihrem Vater, dem sie im Lager begegneten, in Richtung Banská Bystrica und Brezno in der Mittelslowakei, dem Zentrum des antifaschistischen Widerstands, flüchten.

Auf ihren Spuren wandert nun auch Michal Bohuš: „Ich bin Geschichtslehrer. Für mich ist das eine Gelegenheit, neue Inspirationsquellen zu finden, wie ich das Thema Holocaust auch anders als nur durch trockene Fakten in den Klassen vermitteln könnte.“ Pavel Eli Vago war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Israel ausgewandert. Bisher konnten die Teilnehmenden mit ihm stets per Internet kommunizieren. Am 29. November 2024 ist er leider verstorben.

Der in Tschechien gegründete Verein Post Bellum wirkt seit 2011 auch in der Slowakei. Er dokumentiert Berichte von Zeitzeugen der Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Mit Erlebnis-Workshops für Grund- und Sekundarschulen möchte er junge Menschen für Themen wie Totalitarismus und Rechtsextremismus sensibilisieren. 2025 hat der neue, infolge der Gesetzesänderungen durch die Regierungskoalition kreierte Rat des Fonds für Kunstförderung die Empfehlungen der Fachjurys, diese Workshops mit 60.000 Euro zu unterstützen, abgelehnt. Post Bellum sollte lediglich 4.500 Euro bekommen, was der Verein ablehnte, da er in dieser Situation lieber durch Spenden finanziert werden wolle.

Quelle: Správy STVR, Post Bellum
Juraj Gigac; Foto: TASR

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