Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico (SMER-SD) betont in außenpolitischen Debatten regelmäßig die Souveränität seines Landes. Kürzlich brachte er sogar die Möglichkeit einer militärischen Neutralität der Slowakei ins Gespräch, was sowohl bei seinen politischen Gegnern als auch bei Politologen und Wirtschaftsexperten auf Kritik stieß. Sogar sein politischer Verbündeter, Präsident Peter Pellegrini, bezeichnete diese Aussage als provokativ. Ficos Äußerungen erfolgen vor dem Hintergrund wachsender internationaler Spannungen, etwa im Nahen Osten oder in der Ukraine, und bleiben sowohl in der Slowakei als auch international nicht unbeachtet. Für eine stark exportorientierte Volkswirtschaft wie die Slowakei sind ihre möglichen Auswirkungen daher von besonderer Relevanz. Die Slowakei ist nicht nur von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen in Brüssel abhängig, sondern zunehmend auch von der Stimmungslage in Washington. Sollten beispielsweise die US-Zöllen gegen die Europäische Union ins Leben gerufen werden, könnte die Slowakei mit den ersten wirtschaftlichen Folgen konfrontiert sein, noch bevor die EU überhaupt koordiniert reagieren kann.
Laut dem Finanzmarktanalytiker Marek Nemky mache die hohe Exportabhängigkeit die slowakische Wirtschaft besonders anfällig für globale Erschütterungen. Dies gilt vor allem für die Automobilindustrie, die rund neun Prozent des slowakischen Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Die Einführung von Zöllen auf den Import von Autos und deren Komponenten seitens der USA würde laut dem Experten zu einem Nachfragerückgang, sinkender Produktion und Stellenabbau führen. Betroffen würden jene Werke sein, die stark auf den Export außerhalb der EU ausgerichtet sind, wie etwa Volkswagen. Rund 20 Prozent der slowakischen Produktion des Konzerns seien für den US-Markt bestimmt, schätzt der Analytiker. Angesichts des ohnehin schwachen Wirtschaftswachstums nach der Pandemie und der Energiekrise könnte ein solcher Zollschock das slowakische Bruttoinlandsprodukt jährlich um 0,5 bis 1 Prozentpunkt verringern, insbesondere dann, wenn er von weiteren globalen Unsicherheiten begleitet würde. Ein Produktionsrückgang innerhalb der Automobilindustrie hätte starke Auswirkungen auf den slowakischen Arbeitsmarkt. Tausende Arbeitsstellen wären gefährdet, was nicht nur die Arbeitslosigkeit steigen ließe, sondern auch die sozialen Unterschiede zwischen den Regionen weiter verschärfen könnte.
Zugleich warnt Marek Nemky davor, dass eine Verschärfung der Handelskonflikte zwischen der EU und den USA auch abschreckend auf potenzielle Investoren wirken könnte, vor allem in technologieintensiven und produktionstechnisch anspruchsvollen Branchen. Neue Investitionen würden dadurch zunehmend risikobehaftet erscheinen, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der slowakischen Industrie schwächen könnte.
Quellen: TASR, STVR