Slowakische Arbeitgeber beklagen steigende Personalkosten

Slowakische Arbeitgeber beklagen steigende Personalkosten

Die vom Arbeitgeber getragenen Arbeitskosten sind in der Slowakei in den letzten sechs Jahren um 14 Prozent gestiegen. Einer Analyse des Instituts für Wirtschafts- und Sozialstudien INESS zufolge werden in den Gehältern der slowakischen Arbeitnehmer:innen immer mehr Steuern, Abgaben und diverse Zusatzzahlungen einkalkuliert, die den Bruttolohn erhöhen. Davon sehen die Mitarbeiter:innen allerdings nur ein Minimum auf ihrem Gehaltsscheck. Nach Berechnungen von INESS kostet ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in der slowakischen Industrie mit einem Gehalt von 1.765 Euro den Arbeitgeber mehr als 3.500 Euro. Das ist das Doppelte dessen, was die Arbeitnehmer auf ihrem Gehaltsscheck sehen. INESS-Analyst Martin Vlachynský: „Wenn wir dies mit älteren Versionen der Berechnung vergleichen, die wir seit 2019 verwenden, sehen wir, dass derselbe Arbeitnehmer mit dem gleichen Gehalt von 1.765 Euro pro Monat den Arbeitgeber im Jahr 2019 tatsächlich 500 Euro weniger kostete.“

Den größten Teil an dieser Mehrbelastung machen Steuern aus. Laut Angaben der Arbeitgeber bilden diese in der Slowakei einen der höchsten Werte im Vergleich zu den umliegenden Ländern. Laut dem Generalsekretär des Arbeitgeberverbandes der Republik, Martin Hošták sei dies ein Phänomen, das die Wettbewerbsfähigkeit slowakischer Unternehmen gegenüber ihren Konkurrenten aus den Nachbarländern oder der Europäischen Union erheblich erschwere.

Das slowakische Finanzministerium geht allerdings davon aus, dass der Anstieg der Belastung nicht so groß ist wie von INESS berechnet. Die Verwendung einer anderen Methodik hält man dort für problematisch. So sei der Unterschied gemäß der vom Ministerium verwendeten Methodik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nicht so ausgeprägt. In einer Erklärung des Ministeriums heißt es: „Das Finanzministerium der Slowakischen Republik weist darauf hin, dass Daten auf unterschiedliche Weise verarbeitet und interpretiert werden können. Wirtschaftliche Nichtregierungsorganisationen können unterschiedliche Beweggründe für ihr Handeln haben. Für das Finanzministerium der Slowakischen Republik sind Daten relevant, die nach einer einheitlichen Methodik erstellt werden und auf internationalen Vergleichen basieren können.“

Statt die Arbeit zu besteuern, sollten nach Ansicht der Gewerkschaften andere Steuern erhöht werden. Die Sprecherin des slowakischen Gewerkschaftsbundes, Martina Nemethová: „In den Industrieländern Europas beträgt das Verhältnis zwischen der Besteuerung von Arbeit und der Besteuerung von Kapital 50 Prozent, also 50/50. Wir schlagen vor, dass ein solches Verhältnis auch in der Slowakei Anwendung finden soll.“

Auch einige Leistungen, die Arbeitnehmer:innen in den vergangenen Jahren gesetzlich zugestanden wurden, wie etwa Zuschüsse zu Sport- und Freizeitangeboten, stellen nach Angaben der Arbeitgeber einen großen Kostenfaktor dar. Das Finanzministerium weist jedoch darauf hin, dass es sich hierbei für Unternehmen um steuerlich absetzbare Ausgaben handelt, was für sie eine Steuererleichterung bedeutet.

Quelle: RTVS

Jürgen Rendl, Foto: Flickr/reynermedia

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