Seit Mittwoch (14.5.) ist der Zugverkehr auf der Hauptstrecke kollabiert, die die Hauptstadt Bratislava im Westen mit der zweitgrößten Stadt Košice im Osten verbindet. Grund ist die statische Störung einer Straßenbrücke über der Eisenbahnstrecke zwischen Poprad-Tatry und Spišská Nová Ves, die während Umbauarbeiten an der Brücke durch den Bruch eines Trägerteils aufgetreten ist. Dadurch sind die darunterliegenden Bahngleise gefährdet.
In der gesamten Slowakei sind die Brücken in einem schlechten Zustand. Davon befinden sich rund 1.800 im Staatsbesitz. Das Verkehrsministerium hatte unlängst umfangreichere Reparaturen im Rahmen sog. Public Private Partnership-Projekte angekündigt. Dabei warnen Experten schon lange davor, mit den Reparaturen zu lange zu warten. Mehr als 30 Prozent der Brückenbauwerke sind mehr oder weniger schadhaft, erklärt der Verkehrsexperte Ľubomír Palčák: „Wenn nichts passiert, würden im Jahr 2035 bis zu 90 Prozent der Brücken in diese Kategorie fallen, was ich mir gar nicht vorstellen will.“
Auch kleinere Brückenreparaturen dürften nach Meinung von Experten nicht aufgeschoben werden, denn auch wenn Brücken manchmal nur kurz sind, können sie ein riesiges Verkehrsproblem in der Region auslösen, da Wege abgeschnitten oder Umleitungen von Dutzenden Kilometern verursacht werden. Geld dafür sei vorhanden, denn es gebe einen Zeitplan für den Bau der Straßeninfrastruktur, in dem vorgeschlagen wird, dass das Finanzministerium dem Verkehrsministerium jährlich 50 Millionen Euro für diese Brückenreparaturen zuweist, meint Ondrej Matej, Direktor des Instituts für Verkehr und Wirtschaft: „Wir warnen schon lange davor, dass sich Brücken und ihr Zustand verschlechtern. Sie erreichen mittlerweile einen höheren Reparaturbedarf, die sogenannten Kategorien 6 und 7, bei denen die Brücke gesperrt werden muss oder sogar während des Betriebs einstürzen kann.“
Die Brückensanierungen sollen im Rahmen von PPP-Projekten erfolgen. Der private Investor finanziert die Arbeiten und der Staat zahlt die Kosten schrittweise zurück. 300 bis 500 Brücken könnten auf diese Weise rekonstruiert werden. Verkehrsminister Jozef Ráž (nominiert von Smer-SD) sagt: „Hierbei wird damit begonnen, für deren Verfügbarkeit zu zahlen - das ist das Wesen der PPP-Projekte. Das bedeutet, dass es die Staatskasse nicht oder nur minimal belastet. Doch die Berechnung ist nicht einfach. Man muss ermitteln, wie viel welcher Umbau und welche Brücke den Anbieter am Ende kosten wird.“
Der Ressortchef fügt hinzu, dass bis Ende des Jahres eine Analyse darüber abgeschlossen sein solle, wie viele Brücken repariert werden müssten und was das kosten werde. Anschließend werde ein Wettbewerb ausgeschrieben, um Investoren zu finden.
Voraussichtlich bis Samstag (17.5.) müssen Reisende auf dem betroffenen Streckenabschnitt zwischen den Metropolen im Westen und Osten des Landes auf Schienenersatzverkehr ausweichen. Auch die alternative Süd-Route über Zvolen bietet keine Entlastung, weil da wegen Sanierungsarbeiten bereits an fünf Stellen Ersatzverkehr eingerichtet werden musste.
Quelle: Správy STVR