Immer mehr Ärzte mit Sprechstunden kündigen die Verträge mit den Krankenkassen. Grund dafür ist nach Angaben vom Verband der ambulanten Dienstleister die unzureichende Finanzierung von Seiten des Staates. Das belastet den Patienten, der seine Versorgung dadurch in voller Höhe bezahlen muss. Das Gesundheitsministerium behauptet, dass verfügbare Arztpraxen zu seinen Prioritäten gehören. In Bratislava beispielsweise haben etwa 40 Prozent der Arztpraxen keinen Vertrag mit einer Krankenkasse. Die Patientinnen und Patienten müssen die ärztliche Versorgung dort also selbst bezahlen. Die geschäftsführende Leiterin vom Verband der ambulanten Dienstleister Naďa Trenčanská Bedušová erklärt: „Oftmals ist das die einzige Chance, um die Praxis am Laufen zu halten, sie nicht zu schließen und ihre Kosten zu decken.“
Viele Ärzte befinden sich ihrer Aussage nach in einer Situation, in der sie bei wachsenden Kosten und steigenden Personalkosten nicht mehr in der Lage sind, aus den Zahlungen der Krankenkassen, die aus öffentlichen Mitteln fließen, den Betrieb ihrer Praxis zu finanzieren. Daher sei eine Systemänderung notwendig: „Es kann uns sonst wirklich in einigen Jahren passieren, dass wir so wie die westlichsten Länder enden, wo medizinische Versorgung nur noch für Reiche verfügbar ist.“
Auch der Präsident der Vereinigung der Privatärzte (ASL) Marián Šóth sieht dieses Problem, besonders bei der fachärztlichen Versorgung und bei ambulanter Chirurgie: „Dieses System ist nicht haltbar und der Staat wird Schritte einleiten müssen, um die medizinische Versorgung in der Slowakei zu stabilisieren. Leider wird das nicht anders als durch Finanzen möglich sein.“
Nach Aussage des Analytikers Martin Vlachynský (INESS) muss man sich darauf vorbereiten, dass die finanzielle Selbstbeteiligung des Patienten eine Rolle spielen wird. Es werde beim Staat liegen, wie er die Situation managt, ob er eine Art Synergie suchen wird, damit es nicht zu einer völligen Trennung zweier Welten kommt, also eines öffentlichen, vollkommen kostenlosen, dafür aber schwer zugänglichen Systems und eines unabhängigen kommerziellen Systems. Das Gesundheitsministerium behauptet, dass es sich mit der Situation im ambulanten Sektor befasst und dass die geplante Reform der allgemeinmedizinischen und fachärztlichen Versorgung sowie ein neuer Katalog medizinischer Leistungen helfen sollen. Ob auch weitere Mittel für die Arztpraxen eingeplant sind, ist nicht bekannt.
Quelle: STVR