Mehr als eine halbe Million Menschen in der Slowakei ohne trinkbares Leitungswasser

Mehr als eine halbe Million Menschen in der Slowakei ohne trinkbares Leitungswasser

Hunderte Gemeinden in der Slowakei verfügen auch heute noch weder über eine öffentliche Trinkwasserversorgung noch über eine Kanalisation. Nur gut ein Drittel der Gemeinden verfügt über eine flächendeckende Wasserversorgung. Diese Probleme bestehen bereits seit Jahrzehnten und betreffen das ganze Land. So sind etwa im südslowakischen Dorf Pavlová alle zweihundert Einwohner auf ihre eigenen Brunnen angewiesen. Deren Wasser ist jedoch oft ungenießbar und weist einen hohen Fäkaliengehalt auf. Die Einwohner müssen daher ihr Trinkwasser kaufen und sich eigene Aufbereitungsanlagen einrichten.

Der Staat will diese Situation nun lösen und hunderte Millionen Euro dafür bereitstellen. Geht es nach dem Nationalratsabgeordneten von der oppositionellen PS (Progressive Slowakei), Michal Sabo, sei es dafür höchste Zeit: „Es ist alarmierend, dass in einem EU-Mitgliedsstaat, vor allem in Anbetracht der Mittel und der Zeit, die zur Verfügung standen, der Zustand der kritischen Infrastruktur wirklich katastrophal ist.“

Der Vorsitzende des obersten Rechnungshofs (NKÚ), Ľubomír Andrassy, sieht ein mangelndes Interesse des Staats, schlechtes Management der Wasserversorgungsunternehmen und ein nicht funktionierendes System als Ursachen für diese Missstände: „Das System kann kein Geld generieren, um die bestehende Wasserinfrastruktur zu reparieren, und nicht einmal die nötigen Ressourcen bereitstellen, um diese weiter auszubauen.“

Bürgermeister vieler, insbesondere kleinerer Gemeinden sind ohne die Hilfe des Staats oder der Wasserwerke oft hilflos. Sie scheitern häufig an bürokratischen Hürden und daran, die nötige Kofinanzierung für den Ausbau ihrer Wasserinfrastruktur zu bewerkstelligen.

Der Rechnungshof-Vorsitzende sieht die Lösung in einem aktiveren Vorgehen des Staats und der Wasserunternehmen. Es gehe dabei vor allem auch um eine effiziente Verwaltung und Verteilung von EU-Mitteln: „Nur wenn wir beginnen, dieses Problem aktiv durch Aktionspläne anzugehen, können wir verhindern, dass die Slowakei Millionen an Sanktionen an Brüssel zahlen muss, weil wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht haben.“

Der Staat hat den Gemeinden indessen 350 Millionen Euro an Hilfe zugesagt. Ein Teil davon stammt aus Mitteln der Europäischen Union. Bis zum 31. März dieses Jahres sollen die zuständigen Ressorts der Regierung einen entsprechenden Lösungsentwurf vorlegen.

„Der Entwurf des Plans für den Bau öffentlicher Wasser- und Abwassersysteme befindet sich in der Vorbereitungsphase“, heißt es vom Ministerium für Investitionen und regionale Entwicklung. Die Frage, wann alle Gemeinden in der Slowakei über eine Wasserversorgung verfügen könnten, wollte das Ministerium allerdings nicht beantworten.

Quelle: RTVS

Jürgen Rendl, Foto: TASR

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