Der Internationale Frauentag und Frauen in der slowakischen Politik

Der Internationale Frauentag und Frauen in der slowakischen Politik

Der Internationale Frauentag (8.3.) wird in der Slowakei im Unterschied zu Deutschland oder etwa der Türkei nicht von Kundgebungen und Protesten begleitet. Hierzulande wurde er zum ersten Mal 1921 in der neuentstandenen Tschechoslowakei gefeiert. Bereits 1919 erhielten tschechoslowakische Frauen das aktive Wahlrecht. Zwischen 1938 und 1945 hat der klerikal-faschistische slowakische Staat zunächst den Muttertag und ab 1940 den Tag der slowakischen Familie bevorzugt. Nach der kommunistischen Machtübernahme 1948 wurde der Weltfrauentag zu einem der wichtigsten Propagandainstrumente. Es war erwünscht, dass Frauen werktätig und am Aufbau der sozialistischen Gesellschaft beteiligt sind. Der Aspekt der doppelten Belastung durch Arbeit und Haushalt wurde kaum beachtet. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich zu einer Pflichtveranstaltung, bei der Frauen mit Blumen beschenkt und das zarte Geschlecht besungen wurde.

Aus gegebenem Anlass hat STVR die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, wonach 83 Prozent der Befragten Frauen in der Politik unterstützen. Zu deren wichtigsten Vorteilen gehöre laut Michal Mislovič von NMS Market Research Slovakia Empathie: „Empathie hilft den Politikerinnen und Politikern, besser zu begreifen, was für Probleme die Menschen haben, um dadurch besser zur Stimme ihrer Probleme und Lösungen zu werden. Das Beispiel der ehemaligen Präsidentin Čaputová zeigt, dass eine ihrer Agenden darin bestand, die Anliegen der Menschen besser zu verstehen.

Zuzana Čaputová erfreute sich hoher Beliebtheitswerte, zu Beginn ihrer Amtszeit erreichte sie Vertrauenswerte um 70 Prozent. Nicht alle Frauen in der slowakischen Politik erzielen vergleichbare Werte. Das Gegenbeispiel ist die wegen fremdenfeindlicher und homophober Äußerungen umstrittene Kulturministerin Martina Šimkovičová (nominiert von der Slowakischen Nationalpartei), die auf der Vertrauenswürdigkeitsskala der Regierungsmitglieder regelmäßig die letzten Plätze belegt. Schaut man sich den Frauenanteil in den zwei stärksten Parlamentsfraktionen an, stellt man fest, dass bei der regierenden Partei Smer-SD nicht einmal 10 Prozent, während bei der stärksten Oppositionskraft Progressive Slowakei über 50 Prozent der Abgeordneten Frauen sind. Zudem hat Smer-SD 7 Minister, aber keine Ministerin aufgestellt.

Die Partei des Ministerpräsidenten Fico organisiert jedes Jahr Veranstaltungen für ihre Anhängerinnen. Dieses Jahr wurden über 3.000 Frauen mit Bussen kostenlos nach Nitra gefahren, um an einer Estradenshow mit witzeerzählender Parteispitze teilzunehmen. Robert Fico versprach, einen Damm gegen das Abnormale zu errichten, wiederholte, dass Frauen in der slowakischen Gesellschaft seit jeher eine starke Stellung haben würden und fügte eine, so wörtlich, alte Weisheit seines Großvaters hinzu: „Glaubt keinem Hund, der schläft, glaubt keinem Zigeuner, der euch etwas verspricht, und glaubt keiner Frau, die weint.“ Auf den Social-Media-Seiten der weiblichen Smer-Abgeordneten sind am Weltfrauentag Bilder von Blumen und Glückwünsche zu sehen. Parlamentarierinnen der Progressiven Slowakei hingegen verweisen auf Probleme wie Gewalt gegen Frauen, Menstruationsarmut, fehlende Hilfe für Alleinerziehende oder eine Rentenanpassung für Mütter. In der Partei sind nicht nur Frauen, sondern auch Roma überdurchschnittlich vertreten. Die PS-Abgeordnete Ingrid Kosová betonte, dass die meisten politischen Inhalte und Ziele nach wie vor von Männern aus der Mehrheitsgesellschaft kreiert werden.

Quelle: STVR, SITA, sme.sk, vtedy.sk, FB-Accounts genannter Politikerinnen

Juraj Gigac, Foto: TASR

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