Das Amt des slowakischen Kinderbeauftragten Jozef Mikloško weist auf die alarmierenden Zustände in Gemeinden mit einem hohen Anteil marginalisierter Roma-Gemeinschaften in den Regionen Prešov und Košice hin. Seit Mai vergangenen Jahres hatte das Amt in Dutzenden Gemeinden eine umfassende Vor-Ort-Untersuchung durchgeführt. Dabei hatten sich gravierende Mängel in den Bereichen Bildung, Schulpflicht, Zugang zu Trinkwasser, bei der medizinischen Versorgung sowie auch bei Infrastruktur und Umwelt bestätigt. Ende Januar dieses Jahres soll in der Ostslowakei ein erstes ressortübergreifendes Treffen zu dieser Problematik stattfinden.
Die Fachberaterin des Kinderbeauftragten Svetlana Pavlovičová hatte auf einer Pressekonferenz am Montag (21.1.) in Prešov besonders auf die Information hingewiesen, dass die rund 6.200 überprüften Kinder insgesamt fast 1,4 Millionen Unterrichtsstunden versäumt haben. Im Schnitt sind das 220 Stunden jährlich, wobei etwa die Hälfte dieser Fehlstunden von den Eltern entschuldigt wurden. Ein weiteres Problem sei die Schulverpflegung, die sich oftmals auf Verpflegungspäckchen beschränkt, sodass über 4.000 Kinder nicht einmal eine warme Mahlzeit am Tag bekommen. Auch im sozialen Bereich wurden schwerwiegende Probleme festgestellt, insbesondere bei der Vernachlässigung von Kindern, Erziehungsproblemen und eine vernachlässigte medizinische Versorgung. Sieben von zehn Schulen bieten keine Hortbetreuung an bzw. sind die diesbezüglichen Kapazitäten nicht ausreichend. Die Zuschüsse für Erstklässler werden missbräuchlich verwendet und den Kindern fehlt es an der grundlegendsten Ausstattung für den Schulbesuch. Zudem erfahren viele Kinder keine Vorschulbildung. Bei den Untersuchungen wurde weiter festgestellt, dass nur vier von zehn Gemeinden Zugang zu einer Wasserleitung haben und es in einem der überwachten Gebiete nicht einmal eine Trinkwasserzapfstelle gibt. Auch das ist einer der Gründe für ein hohes Vorkommen von Infektionskrankheiten. Ein weiteres Problem ist, dass die Mädchen im Alter von 13 bis 16 Jahren nach Angaben des Amts in den marginalisierten Gemeinschaften häufig schwanger sind, manche bereits mit dem zweiten Kind. Wie der Kinderbeauftragte Mikloško sagte, sei man besonders vom Ausmaß dieses Zustands und der weiterhin steigenden Tendenz überrascht gewesen. In einer der Grundschulen seien sogar alle Neuntklässlerinnen schwanger gewesen. Für all diese Probleme gäbe es laut Mikloško noch immer keine systematischen Lösungsansätze. Aus diesem Grund appelliert er an alle kompetenten Akteure, die Ministerien, die Kommunen, die Nichtregierungsorganisationen und weitere Institutionen, unverzüglich einen ressortübergreifenden Plan für die Klärung der Situation in den Gemeinden mit marginalisierter Roma-Gemeinschaft zu beschließen. Denn wie er sagt, „kann nur eine gezielte und koordinierte Zusammenarbeit den Kindern würdevolle Lebensbedingungen und eine Entfaltung ihres Potenzials sichern“.
Quelle: TASR