80 Jahre nach dem nazistischen Massenmord in Nemecká

80 Jahre nach dem nazistischen Massenmord in Nemecká

Nach der Unterdrückung des Slowakischen Nationalaufstands im Herbst 1944 haben deutsche Einheiten und ihre slowakischen Gehilfen mit massiven Repressalien begonnen. In der Woche zwischen dem 4. und dem 11. Januar gedenkt die Slowakei des achtzigsten Jahrestages des Massakers in Nemecká. Auf bestialische Art und Weise wurden hier zwischen 450 und 900 Menschen ermordet, darunter Juden, Roma und Antifaschisten.

Die ersten Massenhinrichtungen fanden in Kremnička bei Banská Bystrica statt. Hier wurden in den Panzergräben an die 700 Menschen ermordet. Was folgte, schildert der Historiker und früherer Direktor des Museums des Slowakischen Nationalaufstands Stanislav Mičev: „Dann war aber der Boden zugefroren und man suchte nach einer Alternativlösung. Man entschied sich für den Kalkofen im nahegelegenen Nemecká.“

Die Opfer wurden vor dem Ofen erschossen oder manchmal auch bei lebendigem Leibe in den Ofen geworfen. Die Asche wurde im Fluss Hron (Gran) entsorgt, sodass die genaue Identifizierung der Opfer unmöglich war. Um den Geruch brennender Menschenkörper zu kaschieren, wurde auch Asphalt in den Ofen gegossen. Das Morden geschah unter Aufsicht des deutschen Einsatzkommandos 14 mit dessen Befehlshaber Georg Häuser, in der Hauptrolle agierten allerdings die Mitglieder der Bereitschaftstruppen der Hlinka-Garde aus Považská Bystrica unter Leitung von Vojtech Hora. Juraj Lepiš, Historiker des Museums des Slowakischen Nationalaufstands, präzisiert: „Mit der Idee, die Körper zu verbrennen, kamen die Slowaken. Und auch den primären Akt der Überwachung und der Liquidierung übten Slowaken aus.“

In den 1950er Jahren wurde ein Teil der Täter von einem Gericht verurteilt – einige erhielten die Todesstrafe. Die hochrangigeren Täter wie etwa Vojtech Hora konnten bei Kriegsende ins nazisichere Ausland flüchten – ähnlich wie die Ideengeber der Endlösung der Judenfrage in der Slowakei – so zum Beispiel Stanislav Mečiar, Kulturreferent der Hauptkommandantur der Hlinka-Garde, Sekretär der Kulturorganisation Matica slovenská und Chefredakteur der von der Matica herausgegebenen Zeitschrift Slovenské pohľady. Zusammen mit 14 weiteren Kulturexponenten hat er 1940 das sogenannte Lomnitzer Manifest verbschiedet, mit dem sich der slowakische Kriegsstaat zum Nationalsozialismus bekannte. Stanislav Mečiar schrieb damals: „Die Regierung der national-sozialistischen Ausrichtung führt im Kulturleben das definitive Säuberungswerk durch, damit bei uns die gescheiterten Ansichten nicht mehr geduldet und die liberal-jüdischen Ansichten nicht mehr verbreitet werden.“

Unter Mečiars Leitung wurden in der Zeitschrift antisemitische Texte veröffentlicht. Nach der Niederschlagung des Aufstands schrieb er: „Die Begebenheiten, die sich in der Slowakei Ende August dieses Jahres entfachten, schlugen uns wie eine lebendige Peitsche. (…) Der Aufstand ist eine widernatürliche Tat.“ Einige der Literaten, die hier damals ihre judenfeindlichen Texte veröffentlichten, wie etwa der Dichter, Vorsitzende des Schriftstellerbunds und Angestellte des Innenministeriums in der klerikal-faschistischen Slowakei Valentín Beniak sind nach der Wende zum kaum kritisch reflektierten Teil der Schullektüre geworden. Nach Beniak sind Straßen in fünf slowakischen Gemeinden, darunter auch in Bratislava und Košice, sowie ein Rezitationswettbewerb in seinem Geburtsort benannt.

Quelle: STVR, Slovenské pohľady, Slovenská literatúra, epsilon.sk

Juraj Gigac, Foto: TASR

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