Laut den Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat ist die Slowakei nicht von Armut bedroht. Das slowakische Forschungsinstitut für sozialwirtschaftliche Risiken und Alternativen ist allerdings einer anderen Meinung.
Die Tageszeitung Pravda stellt sich in ihrer aktuellen Ausgabe die Frage, ob die Slowaken weniger von Armut bedroht sind als die Luxemburger, Deutschen oder Briten. Die Juni-Statistik von Eurostat zeigte, dass von 31 europäischen Ländern, die Slowakei den sechsten Rang besetzte. Reichere Länder platzierten sich hinter der Slowakei. Der Statistik zufolge gehören beispielsweise Rentner nicht zu den risikoreichsten Gruppen. Eine völlig andere Meinung hat der Chef des slowakischen Forschungsinstitutes für sozialwirtschaftliche Risiken und Alternativen Martin Halás. Er denkt: „Die Armut alter Menschen oder Menschen mit einer schweren Behinderung schlägt in der Slowakei immer tiefere Wurzeln.“
Dies belegen seiner Meinung nach die Zahlen, die sich bei Rentnern zwischen 30 und 40 Prozent und bei den Menschen mit schwerer Behinderung sogar um die 83 Prozent bewegen. Eurostat hingegen hält nur rund 7 Prozent der slowakischen Rentner für eine bedrohte Gruppe. Wie kann man die Zahlenkluft erklären? Halás vom Forschungsinstitut meint, dass es sich nicht um eine objektive Methodik handle. Der Sprecher des Slowakischen Statistikamtes Marián Jánošík erklärte: „Die Armutsgrenze wurde in der Slowakei objektiv im Einklang mit der internationalen Methodik festgelegt.“
Wie die Tageszeitung weiter schreibt, beruhe die Erklärung auch auf der Definition von Armut. Dem Prognostiker Vladimír Baláž zufolge unterscheide man hier zwischen absoluter Armut, also einem Mangel an Nahrung, und relativer Armut, die an einem Durchschnittswert gemessen wird. Beim Erstellen der Eurostat-Statistiken stellt die Basis die Armutsgrenze. Sie ist wiederum in jedem Land unterschiedlich hoch und hängt von dem Einkommen sowie der Kaufkraft der Bevölkerung ab. Baláž meinte, dass in dieser Hinsicht ein „armer Luxemburger“ in der Slowakei König sein könnte.
Quelle: Pravda