70 Jahre seit der Währungsreform in der ehemaligen Tschechoslowakei

70 Jahre seit der Währungsreform in der ehemaligen Tschechoslowakei

Am Donnerstag (1. 6.) vergehen 70 Jahre seit dem Inkrafttreten der Währungsreform in der ehemaligen Tschechoslowakischen Republik. Die Währungsreform in der kommunistischen Tschechoslowakei prägte nicht nur das wirtschaftliche Profil des Staates, sondern auch das tägliche Leben seiner Bürger. In den ersten vier Tagen im Juni 1953 mussten die Bewohner ihr Geld zu Bedingungen umtauschen, die außer der offiziellen Propaganda des Staates niemandem gefielen. Die Reform wurde zu einem der schwerwiegendsten und umstrittensten Ereignisse in der Geschichte der Tschechoslowakei im 20. Jahrhundert. Die neue Partei- und Staatsführung, die nach dem Tod von Präsident Klement Gottwald im März 1953 in der Tschechoslowakei die Macht übernahm, musste unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um die wachsende Wirtschaftskrise zu überwinden. Sie entschied sich für eine Währungsreform, die am 30. Mai 1953 verabschiedet und offiziell verkündet wurde. Gemäß ihren Grundsätzen wurde die neue Tschechoslowakische Krone an den sowjetischen Rubel gekoppelt. Das Lebensmittelkartensystem wurde abgeschafft und ein freier Markt für alle Warenarten mit neu festgelegten Preisen eingeführt. Außerdem wurden sämtliche Festgelder, Lebensversicherungen und Staatsanleihen gekündigt. Neue Münzen, Staatsscheine und Banknoten wurden aufgrund der strengen Geheimhaltung der Reform in der Sowjetunion geprägt. „Der Geldwechsel selbst erfolgte plötzlich und vollständig, da er die Gültigkeit der vorherigen Währungen aufhob. Er fand vom 1. bis 4. Juni 1953 statt, als die Bürger ihre Ersparnisse zu unterschiedlichen Wechselkursen umtauschen konnten. Bargeld im Umfang von 300 alten Kronen wurde im Verhältnis 5:1 umgetauscht. Der Rest im Verhältnis 50:1. Einlagen der Bevölkerung wurden je nach Betrag im Verhältnis 5:1 bis 30:1 getauscht“, erklärt der Historiker Branislav Kinčok vom Institut für Nationales Gedächtnis: Auch wenn die Autoren der Reform offiziell erklärten, dass die beschlossenen Maßnahmen vor allem die sogenannten Klassenfeinde und diverse Spekulanten betreffen sollen, litten breite Bevölkerungsschichten. Am schlimmsten erging es Rentnern, Behinderten, Familien mit mehreren Kindern und Menschen mit hohen Ersparnissen. Die Form und die Umsetzung der Reform lösten allgemeine Empörung aus, die vor allem bei den Arbeitern zum Ausdruck kam. Es kam zu spontanen Streiks, die ihre Unzufriedenheit mit dem kommunistischen Regime zum Ausdruck brachten.

In Pilsen kam es sogar zu einer offenen Revolte, bei der es den Demonstranten gelang, das örtliche Rathaus mehrere Stunden lang zu besetzen. In der Slowakei war die Unzufriedenheit geringer ausgeprägt. Der größte Streik fand in der Papierfabrik in Ružomberok statt, wo über tausend Mitarbeiter protestierten. Nach Juni 1953 kam es in der Tschechoslowakei zu einer erheblichen sozialen Verunsicherung der Bevölkerung infolge der völligen Relativierung des Geldwertes. Der Lebensstandard sank, da der reale Wert des Einkommens auf 88 Prozent schrumpfte. Bei Beamten und Nicht-Arbeiterberufen sogar auf 78 Prozent. Gemessen an den Auswirkungen auf die Bevölkerung handelte es sich in etwa um die viertschwerste Reform in neun mittel- und osteuropäischen Ländern. Branislav Kinčok: „Die Währungsreform bereicherte dagegen den Staat außerordentlich. Er gewann nicht nur die Ersparnisse der Bürger, sondern auch die Einkünfte aus deren Festgeldern und Lebensversicherungen. Der Gesamtgewinn überstieg den Betrag von 14 Milliarden Kronen und trug zur Tilgung der enormen Staatsverschuldung bei. Das kommunistische Regime löste damit nicht nur seine unmittelbaren wirtschaftlichen Probleme, sondern schuf ausreichende finanzielle Rücklagen für soziale Gesten in der nahen Zukunft.

Quelle: TASR

Jana Hrbeková, Foto: TASR

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