Die Wähler wollen Persönlichkeiten

Die Wähler wollen Persönlichkeiten

Politische Parteien, die bei der Parlamentswahl im Herbst erfolgreich sein wollen, müssen ihren Ansatz ändern, denn die Wählerinnen und Wähler wollen Persönlichkeiten, meint der Kommunikationsexperte Pavol Minár von der Fakultät für Massenmedien der Cyrill-und-Method-Universität in Trnava, und fügt hinzu, dass die Wahl nicht mit gut konzipierten Programmen, sondern mit Emotionen gewonnen werde. Diese Gelegenheit hätten die amtierenden Minister in der letzten Zeit verpasst: „Letzte Woche hat die Regierung eine Vereinbarung mit den Energieproduzenten mit einer Gültigkeit bis 2027 ausgehandelt. Gleichzeitig erhält das Land eine Großinvestition für eine Milliarde von Porsche. Wenn jetzt Robert Fico an der Spitze wäre, hätte er daraus drei Pressekonferenzen pro Tag und ein Wahlkampfthema für die ganze Kampagne gemacht. Aber Premierminister Heger fuhr in die Ukraine und Matovič machte Selfies in Poltár. Mit dem Ukraine-Thema und mit Selfies werden die Wahlen aber nicht gewonnen.“

Schulwesen, Gesundheitswesen, Energiearmut, Fachkräfte – jede Partei wendet eine eigene Methode an, von der sie denkt, dass sie Wähler anlocken könnte. Der frühere Premierminister der letzten SMER-Regierung nach dem Rücktritt von Robert Fico, und heute einer der Oppositionsführer, Peter Pellegrini (Hlas-SD), sieht das so: „Wir werden keine theatralischen Aktionen im Stil des Igor Matovič aufführen. Wir werden zu den Menschen gehen, ohne uns dabei durch die Ausstrahlung eines Livestreams vor möglichen Handgreiflichkeiten schützen zu müssen. Wir werden über die Maßnahmen für die ersten hundert Tage reden und dann die Vision für die Zukunft des Landes vorstellen.“

Richard Sulík, Chef der in der aktuellen Legislaturperiode anfangs regierenden und mittlerweile Oppositionspartei SaS, will auf Persönlichkeiten setzen. Deshalb habe er dem Ex-Außenminister Ivan Korčok, der von der SaS nominiert war, den Spitzenplatz auf der Wahlliste angeboten und, sollte das nicht reichen, auch den Parteivorsitz: „Es braucht ein ruhiges Regieren, eine überlegte Repräsentation, Fachkenntnisse und Erfahrungen. Darin besteht der Wandel in den Spielregeln, den wir vorhaben.“

Kommunikationsexperte Pavol Minár betont: „Das Land braucht offensichtlich eine Botschaft, dass es hier einen Leader gibt, der das Chaos in den Griff bekommt. Und genau das vermittelt Robert Fico im Moment.“

Die jetzige Regierung ist nur noch amtierend tätig, nachdem das Kabinett Heger Ende 2022 durch ein Misstrauensvotum gestürzt worden war. Am 30. September sollen vorgezogene Parlamentswahlen stattfinden. Die Bürgerinnen und Bürger wählen dann die 150 Abgeordneten des Nationalrats der Slowakischen Republik. Derzeitige Wahlumfragen sehen noch keine klare Regierungskoalition, die über eine Verfassungsmehrheit verfügen würde.

Quelle: Správy RTVS (Monika Maťová)

Kay Zeisberg, Foto: Flickr/Very Quiet

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