Auch fünf Jahre nach der Ermordung von Ján Kuciak und seiner Verlobten werden Journalist*innen in der Slowakei bedroht. Dies geht aus einer Umfrage für das Ján Kuciak Ermittlungszentrum hervor. Demnach haben zwei Drittel der rund 400 befragten Journalist*innen im vergangenen Jahr arbeitsbezogene Angriffe erlebt. Dabei handelte es sich hauptsächlich um verbale Angriffe im Internet. Außerdem glaubt fast die Hälfte, dass die Zahl der Vorfälle seit Kuciaks Ermordung zugenommen hat. Pavol Szalai von der Organisation Reporter ohne Grenzen: „Eine sehr wichtige Zahl aus der Umfrage belegt, dass 16 Prozent der Journalisten sich selbst zensurieren – und zwar als Folge von Angriffen, mit denen sie konfrontiert sind. Das bedeutet wiederum 16 Prozent weniger Information für die Bürger.“
Die Slowakei ließ kürzlich von den Niederlanden inspirieren. Dort gibt es eine Initiative, bei der Journalist*innen Übergriffe melden, aber auch rechtliche oder psychologische Hilfe erhalten können. Ähnlich soll nun in der Slowakei die neue Internet-Plattform bezpecna.zurnalistika.sk Journalist*innen Erste Hilfe leisten. Lukáš Diko vom Ján Kuciak Ermittlungszentrum: „Es ist eine Website, auf der Journalisten eine grundlegende Rechtsberatung zum Verhalten bei Vorfällen, wie auch Empfehlungen für die weitere Vorgehensweise, das Sammeln von Beweisen und so weiter finden können.“
In Kürze soll auf der Website auch die Möglichkeit, Angriffe direkt zu melden, hinzukommen. Damit werden Journalist*innen auch die Art von Hilfe anfordern können, die sie benötigen. Das auch für Medien zuständige slowakische Kulturministerium begrüßt diese neue Möglichkeit des Schutzes von Journalist*innen. Kultur-Staatssekretär Radoslav Kutaš (nominiert von OĽANO) weist jedoch Behauptungen zurück, dass bisher nichts für einen höheren Schutz von Journalist*innen unternommen worden sei: „Der Quellenschutz wurde in der Mediengesetzgebung wirklich gestärkt, was ein konkretes Beispiel ist.Dass es nicht so schnell geht, wie wir uns das vorgestellt haben, liegt an einer Kombination mehrerer Umstände.Erstens bewegen wir uns von Krise zu Krise, niemand hat erwartet, dass wir von einer Pandemie in einen Krieg in der Ukraine übergehen und uns mit Flüchtlingen befassen müssen“
Laut dem Kultur-Staatssekretär könnte auch eine bessere Zusammenarbeit mit der Polizei zu einem besseren Schutz von Journalist*innen beitragen. Ein Vorschlag, wie eine solche erzielt werden könnte, werde gerade diskutiert.
Quelle: RTVS