Die Feier des Jubiläums unseres Staates ist eine Chance, sich bewusst zu werden, womit die Politiker zu seiner Zukunft beitragen. Nicht die Unterschiedlichkeit ist eine Gefahr, sondern die Art und Weise, wie wir damit umgehen. Dies erklärte Staatspräsidentin Zuzana Čaputová am Samstag (7.1.) in einer Ansprache während des Galaabends anlässlich des 30. Jubiläums der Entstehung der selbständigen Slowakischen Republik, bei dem neben wichtigen Persönlichkeiten der einheimischen Politik auch führende Vertreter der übrigen V4-Staaten zugegen waren. Sie appellierte dabei an Einigkeit und wies auf die negativen Folgen von Konflikten und einer Teilung der Gesellschaft hin: „Ein Blick zurück in unsere neuzeitliche Geschichte besagt klar, dass man auf der Teilung der Gesellschaft, auf Hass und Bösartigkeit nichts Positives aufbauen kann.“
Wie der vorübergehend beauftragte Ministerpräsident Eduard Heger (OĽANO) erklärte, liegen verschiedene Herausforderungen vor der Slowakei und man müsse unbedingt nach vorn schauen. In der 30-jährigen Geschichte der Republik sähe er Momente, auf die man stolz sein könne und die die Erfolgsgeschichte des Landes zeigen. Bei wichtigen Dingen haben wir zusammengehalten, konnten umfangreiche Reformen umsetzen und uns den hochentwickelten Demokratien nähern, sagte Heger und verwies auf die Mitgliedschaft der Slowakei in der OECD, der NATO, der EU, im Schengen-Raum und der Eurozone. Doch es habe auch negative Momente gegeben, die hoffnungslos erschienen und auf die das slowakische Volk nicht stolz ist. Dazu zählte er die wilde Privatisierung, die Entführung des Präsidentensohnes, Korruption, die Ermordung des Journalisten Ján Kuciak und auch die tausenden Corona-Opfer: „Auch Versagen gehört zur Geschichte unseres Volkes, doch die Art und Weise, wie wir es bewältigen, bildet unsere nationale Identität.“
Die Teilung der Tschechoslowakei war ruhig und freundschaftlich, sie wurde nicht durch einen Krieg hervorgerufen, sie verursachte keine internationale Instabilität, es war eine rationale Entscheidung der Regierungen der Tschechen und Slowaken, ein Beispiel für Professionalität und Respekt, sagte Heger weiter. Gemeinsam mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala verwies er auf die anhaltenden sehr guten gegenseitigen Beziehungen beider Länder und Nationen. Auch die gemeinsamen Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Gründung beider Staaten seien laut Fiala ein Zeichen für die Nähe beider Länder. Dabei basieren die Beziehungen nicht auf Nostalgie, sondern auf tiefem Verständnis, dies sei ein großer Vorteil, den man auch künftig weiter ausbauen müsse, betonte der tschechische Ministerpräsident. Außerdem hob er die gegenseitige Hilfe der Länder bei verschiedenen Ereignissen und Krisen hervor, unter anderem die Hilfe der slowakischen Feuerwehrleute letzten Sommer bei den Bränden in der Böhmischen Schweiz und die aktuelle Hilfe der tschechischen Armee bei der Verteidigung des slowakischen Luftraums. In jüngster Vergangenheit seien zwar wieder Grenzkontrollen an der tschechisch-slowakischen Grenze aufgenommen worden, doch diese seien nicht gegen die Slowakei, sondern gegen illegale Migration gerichtet, so Fiala.
Quelle: RTVS, TASR