Mehr als 15.000 Menschen haben am Freitag (14.10.) in Bratislava bei einer Demonstration der Opfer des Hassdoppelmordes von der Zámocká-Straße gedacht. Ein 19-jähriger Täter erschoss dort am Mittwochabend vor einer LGBTI-Bar zwei Männer und verletze eine Kellnerin. Der Täter war am Donnerstag von einem Spaziergänger nach einem vermuteten Suizid tot aufgefunden worden.
Matúš und Juraj hießen die Opfer des Anschlags und ihnen wurde beim Trauermarsch am Freitag gedacht, doch dieser diente laut seinen Organisatoren von der Initiative Inakosť (Andersartigkeit) auch zur Verurteilung von Hass gegen die LGBTI-Community sowie gegen andere Minderheiten. Entsetzen über die Tat äußerte dabei unter anderen auch Präsidentin Zuzana Čaputová. Sie entschuldigte sich bei der LGBTI-Community dafür, dass die Gesellschaft dabei versagt habe, diese Minderheit zu beschützen. Die Initiative Inakosť plant keine weiteren Demonstrationen, doch sie bemüht sich, politische Unterstützung zu finden, um dem wachsenden Extremismus und zunehmenden Hassäußerungen entgegenzuwirken. Dem Leiter der Initiative Martin Macko zufolge werde er sich direkt an die Regierung wenden: „In den folgenden Tagen haben wir vor, in Zusammenarbeit mit Experten aus verschiedenen Bereichen, eine Liste konkreter Schritte zu erstellen, welche seitens der Regierung unternommen werden sollten.“
Änderungen seien besonders im Schulwesen erforderlich, ebenso aber auch im Strafrecht. Innerhalb der LGBTI-Community herrsche laut Macko nach dem Anschlag eine große Unsicherheit und für ihre Mitglieder sei es immer schwieriger, sich überhaupt öffentlich zu ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen. Sicherheitsanalytiker warnen: obwohl es sich diesmal bei diesem Hassmord um einen Einzeltäter gehandelt habe, bestehe das Risiko weiterer ähnlich gelagerter Attacken, solange sich Menschen im Internet radikalisieren und an Verschwörungstheorien glauben. Dem Sicherheitsexperten Radovan Bránik zufolge sollten die Behörden ihre Sicherheitsvorkehrungen wesentlich erhöhen, besonders bei jenen Gemeinschaften, die vom Täter als feindlich bezeichnet worden seien: „In einer Situation, wie sie gegenwärtig nach dem Anschlag herrscht, wäre es unvernünftig zu erwarten, dass sich etwas Ähnliches in den kommenden Wochen und Monaten nicht wiederholen könne.“
Vor der Tat hatte der Mörder ein 60-seitiges Manifest veröffentlicht, in dem er zu Gewalt gegen Lesben und Schwule sowie gegen Juden aufrief.
Quelle: RTVS