Wegen der hohen Energiepreise stehen die Recyclingunternehmen in der Slowakei vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Es ist bis heute ungewiss, wie viel sie nächstes Jahr für Energie bezahlen müssen. Deshalb erwägen viele davon nun, ihre Produktionslinien abzuschalten, so Michal Figúr von der slowakischen Vereinigung für Verpackungsrecycling: "Beim Recycling verbrauchen wir eine große Menge an elektrischer Energie, Gas und Wasser. Dies bedeutet, dass Recycling ein sehr energieintensiver Prozess ist. Aktuell liegt der Strompreis bei 600 Euro je Megawattstunde. Dies bedeutet einen sechsfachen Anstieg."
Die Einwohner der Slowakei produzieren jährlich fast zweieinhalb Millionen Tonnen Siedlungsabfälle. Bisher kann weniger als die Hälfte davon wiederverwertet werden. Gemäß aktueller Verpflichtungen soll die Slowakei bis 2025 ihre Abfälle aber zu 55 Prozent recyceln. Aufgrund der rasant angestiegenen Energiepreise droht jedoch ein Rückgang der Kapazitäten der Recyclingunternehmen. Die Erfüllung dieser Verpflichtungen scheint deshalb unrealistisch. Im Umweltressort wolle man allerdings ein solches Szenario vermeiden, erklärt Umwelt-Staatssekretär Michal Kiča: "Die Informationen der Vereinigung für Recycling sind wirklich alarmierend. Es ist notwendig, dass die Regierung Maßnahmen zur Abfederung der steigenden Energiepreise beschließt. Dafür wurde bereits ein Instrument geschaffen, nämlich eine Verordnung im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse, die auch die Bedürfnisse der Abfallwirtschaft betreffen und abdecken kann."
Die Situation erfordert jedoch eine schnelle Lösung, denn die Recyclingunternehmen müssen bereits ihre Kapazitäten für das nächste Jahr planen. Michal Figúr: "Bis Mitte Dezember müssen wir die Energiepreise für das nächste Jahr erfahren. Wir wissen aktuell allerdings noch nicht, welche Preise wir nächstes Jahr für unsere Produktionslinien festlegen sollen. Bei den stetig steigenden Strompreisen werden wir unsere Recyclingkapazitäten innerhalb unseres Verbandes herunterfahren müssen."
Auch das Wirtschaftsministerium bereitet Maßnahmen vor, um die Folgen der hohen Energiepreise abzumildern. Sie sollen demnächst der Regierung zur Diskussion vorgelegt werden.
Quelle: RTVS