Keine Schulpflicht für ukrainische Kinder in der Slowakei

Keine Schulpflicht für ukrainische Kinder in der Slowakei

Für tausende Kinder aus der Ukraine ist die Slowakei in den letzten Monaten zumindest eine neue Heimat auf Zeit geworden. Schätzungen zufolge besuchte jedoch die Mehrheit von ihnen hierzulande keine Schule. So nahmen nur rund 45 Prozent der Kinder im Schulalter aus dem Nachbarland am Unterricht in Grundschulen teil. Laut Daten des Zentrums für Bildungsanalyse sind mehr als 8.000 ukrainische Kinder nicht in slowakischen Grundschulen eingeschrieben. Die Gründe dafür sind vielfältig. So nahmen viele der Kinder noch am Online-Unterricht an ukrainischen Schulen teil. Zum anderen müssen Kinder aus dem Nachbarland schlicht nicht zur Schule gehen, da für sie in der Slowakei keine Schulpflicht gilt. Das größte Problem stellen jedoch mangelnde Kapazitäten dar, vor allem in der Hauptstadt Bratislava. Die Direktorin der Grundschule Dubová in Bratislava, Eva Dubeňová:

„Bei unserer Mitarbeiterzahl ist das nicht zu bewältigen. Wir befürchten auch, dass Lehrer sich weigern könnten, zu unterrichten, wenn sie herausfinden, wie viele Kinder sie in ihren Klassen haben. Außerdem ist das gleichzeitige Unterrichten von slowakischen und ukrainischen Kindern ist ein großes Problem“

Im Vergleich zum westlichen Ausland fehlt es in der Slowakei auch an entsprechenden Erfahrungen mit der Integration so vieler Neuankömmlinge. In der Hauptstadt gibt es bereits in jeder Schule auch Kinder aus der Ukraine, landesweit in jeder zweiten. Allerdings fehlt es an einem System zur Inklusion. Laut dem Zentrum für Bildungsanalyse wäre dabei etwa die Einrichtung von Vorbereitungsklassen und damit auch die Zusammenlegung von Kapazitäten sinnvoll. Zudem bräuchte es dringend psychologische Fachkräfte, die Ukrainisch sprechen, so die Leiterin des Privat-Kindergartens Rozmanita in Bratislava, Anna Symington Maar:

„Das zeigte sich im Verhalten der Kinder. Sie waren sehr schüchtern, manche Geräusche machten ihnen Angst, oft zeigten sie sich auch aggressiv gegenüber sich selbst und anderen Kindern. Außerdem bauten sie jeden Tag Bunker. Deshalb brauchen wir dringend Psychologen. Und es reicht nicht, wenn sie bloß Slowakisch sprechen.“

Nun ist das slowakische Bildungsministerium gefragt, um entsprechende Schritte zu setzen. Eine Stellungnahme dazu wollte man dort jedoch noch nicht abgeben. Die Zeit drängt allerdings, denn das neue Schuljahr beginnt bereits in einem Monat.

Quelle: RTVS
Jürgen Rendl; Foto: TASR

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