Diskussion über weiteres Automobilwerk in der Ostslowakei

Diskussion über weiteres Automobilwerk in der Ostslowakei

Was hat größeren Wert für die Gesellschaft - fruchtbarer Boden oder das nächste Automobilwerk? Diese Frage stellten sich zuletzt viele im Zusammenhang mit der angekündigten Investition eines schwedischen Automobilkonzerns. Dieser wird südlich der ostslowakischen Stadt Košice, sprichwörtlich auf der grünen Wiese, eine neue Fabrik errichten. Für den Staat haben strategische Investoren jedenfalls Priorität. Allein die Investition des schwedischen Konzerns dürfte das Bruttoinlandsprodukt der Slowakei um einen ganzen Prozentpunkt anheben. Einige der AnwohnerInnen haben sich allerdings von Anfang an gegen den Bau des Industrieparks ausgesprochen. Sie argumentieren auch, dass Autos nicht gegessen werden können. Auf dem für den Bau des Automobilwerks vorgesehenen Gebiet in der Nähe des Dorfes Valaliky wachsen heute noch Getreide und Mais. Im nächsten Jahr werden sich dort bereits Bagger und schweres Gerät abarbeiten. Das schwedische Unternehmen Volvo will dort über eine Milliarde Euro investieren. Der Entwicklungsplan des Dorfes sah für das Gebiet bereits seit längerem eine industrielle Nutzung vor. Da jedoch keine Investoren kamen, wurden die Grundstücke von Landwirten genutzt. Diese werden jetzt rund 400 Hektar Ackerfläche verlieren, und das gerade in der Gegend mit den fruchtbarsten Böden im Becken von Košice. In Zeiten voranschreitender Bodenversiegelung trotz Klimakrise sei dies ein weiterer herber Verlust, so der Sprecher der Slowakischen Landwirtschafts- und Ernährungskammer (SPPK), Matej Korpáš:

„Wir verlieren jedes Jahr Land für den Anbau von Feldfrüchten im ganzen Land, gerade durch den Bau von Häusern, Wohnungen oder Gewerbegebieten. Es geht also nicht nur um diese eine Investition in der Ostslowakei. Es wäre ideal, wenn flächenintensive Bauvorhaben auf Gebieten mit geringerer Bodenqualität stattfinden würden, damit wir nicht noch mehr fruchtbare Gebiete verlieren.“

Der Staat will den Boden der betroffenen Lokalität untersuchen lassen. Nur wenige Kilometer davon entfernt befindet sich auch der größte Luftverschmutzer des Landes, das Stahlwerk von U.S. Steel. Die Humusschicht der Ackerfläche soll infolge des Bauvorhabens nicht verloren gehen, sondern innerhalb der Region etwa bei der Rekultivierung von Flächen genutzt werden. Im Zusammenhang mit solchen Großprojekten sollte jedoch der Staat auch an seine Lebensmittelselbstversorgung denken, so der Wirtschaftspolitik-Experte Matej Horňák. Allerdings sei in diesem Fall aus wirtschaftlicher Sicht ein weiteres Automobilwerk für die Slowakei die richtige Entscheidung:

„Aus rein wirtschaftlicher Perspektive ist die Investition von Volvo ertragreicher, als wenn wir dort die Felder belassen würden. Denn gerade in der Ostslowakei gibt es viele Bezirke mit wirklich hoher Arbeitslosigkeit.“

Mit den vorbereitenden Arbeiten vor Ort will der Investor sofort nach dem Einlangen aller erforderlichen Bewilligungen, voraussichtlich bereits im Oktober dieses Jahres, beginnen. In seinem neuen Werk will der schwedische Automobilkonzern 3.300 neue Arbeitsplätze schaffen. Weitere rund 1.000 sollen im Netz von Zulieferbetrieben entstehen. Die Fertigung soll 2026 anlaufen.

Quelle: RTVS
Jürgen Rendl; Foto: TASR

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