Die Gentechnik ist zum Teil unseres Alltags geworden. Mit neuen Verfahren der Genom-Editierung eröffnen sich weitere Perspektiven bei der Tierzucht. Nutztiere können dadurch schon jetzt mehr Milch geben oder schneller wachsen. Bereits die jetzigen Verfahren sind nicht unumstritten, doch Forscher kommen mit weiteren neuen Ansätzen, die zwar in bestimmten Bereichen eine Revolution, aber auch Risiken mit sich bringen können. Es handelt sich um die sogenannten Gene Drives. Mithilfe dieser Technologie kann der Mensch neue Gene im Erbgut wildlebender Tierpopulationen verbreiten. Die Gene Drives erzwingen die Vererbung von neu eingeführten Genen an sämtliche Nachkommen. Im äußersten Fall können sie eine ganze Art in die Ausrottung treiben oder wildlebende Populationen durch gentechnisch veränderte Organismen ersetzen. Im afrikanischen Burkina Faso etwa wurden bereits Mücken freigesetzt, die mit dieser Technologie versehenen sind, damit sie die Malaria-verbreitende Mückenarten ausrotten.
Viele Menschen zeigen sich jedoch über die langfristigen Auswirkungen des Einsatzes von Gene Drives besorgt. Laut den Kritikern der Technologie gebe es keine Möglichkeiten, die Langzeitfolgen ihrer Freisetzung verlässlich abzuschätzen. Versagt die Kontrolle, können die Ökosysteme erheblich geschädigt und das Artensterben beschleunigt werden. Knapp 300.000 Menschen innerhalb der EU unterzeichneten bereits eine Petition, um ein Moratorium auf Freiland-Experimente mit Gene-Drive-Organismen zu verhängen. Die Petition wird schrittweise den Umweltministerien einzelner EU-Länder übergeben, um auf die Problematik der Gene-Drives aufmerksam zu machen. So auch in der Slowakei, wo man sich, laut dem Staatssekretär im Umweltministerium, Michal Kiča, dieses möglichen Problems bewusst sei: „Wir begrüßen diese Initiative und werden alles dafür tun, damit man das Thema vorläufig mit äußerster Vorsicht behandelt. Die Biodiversität ist bereits sehr fragil und wir dürfen sie nicht weiter mit unüberlegten Entscheidungen gefährden.“
Die Risiken sind groß, doch gleichzeitig scheinen auch die möglichen Anwendungen der neuen Technologie sehr verlockend zu sein, sei es bei der Krankheitsbekämpfung, in der Landwirtschaft, um Schadinsekten zu kontrollierenoder beim Umweltschutz, wo man bedrohte Tierarten vor Krankheiten schützen könnte. Dem Biologen von der Comenius-Universität in Bratislava Stanislav Stuchlík zufolge brauche man dazu nun vor allem einen fachlichen Diskurs: „Jede Technologie trägt das Risiko eines Missbrauchs mit sich, doch diesem sollte man mit einer vernünftigen Debatte und nicht mit von Emotionen getriebenen Verboten begegnen.“
Europäische Umweltressorts sollen das Thema genetisch modifizierter Organismen im Herbst behandeln. Es steht ebenso auf dem Programm des kommenden UN-Gipfels.
Quelle: RTVS