Die allgemeine Teuerung betrifft in der Slowakei bald auch die Müllabfuhr für die Haushalte – dies jedoch nicht nur inflationsbedingt. Es steigen insbesondere die Gebühren, die slowakische Gemeinden für die Entsorgung des Abfalls auf den Mülldeponien zahlen müssen. In der viertgrößten Stadt des Landes, dem südwestslowakischen Nitra, bezahlte ein Haushalt 2021 für die jährliche Müllabfuhr 37 Euro. Und die Gebühr blieb auch dieses Jahr unverändert – unter anderem, weil die Einwohner immer mehr Müll trennen, der Anstieg beträgt hier im Jahresvergleich drei Prozent. Der Pressesprecher der Stadt Nitra Tomáš Holúbek betont allerdings: „Die Kosten für Energie und Brennstoffe wachsen beständig. Es funktioniert also nicht so, dass die Gebühren niedriger werden, je mehr wir trennen. Allerdings verhindert das Trennen, dass diese Gebühr weiter ansteigt.“
Die momentane Situation wird kaum auf Dauer beizubehalten sein, die Entsorgungskosten für die Müllablagerung auf den Deponien werden bereits im nächsten Jahr angehoben. Die Analytikerin Eva Sadovská von WOOD & Company erklärt: „Die Einführung der Pflicht, den gemischten Haushaltsmüll aufzubereiten, führt zwangsweise zu höheren Kosten für das Deponieren an sich und demzufolge auch für die Kommunen. Bisher haben wir 65 bis 75 Euro pro Tonne bezahlt, aber ab 2023 wird man pro Tonne Gemischtmüll 100 bis 120 Euro bezahlen müssen.“
Nach dem Plan, zu dem sich die Slowakei gegenüber der EU verpflichtet hat, sollte die Mülltrennungsrate bereits 2020 mindestens 60 % des Müllaufkommens betragen. Doch auch wenn immer mehr Müll getrennt wird, gelingt es dem Land nach wie vor nicht, die selbstgesteckten Ziele zu erfüllen. Viele recyclingfähige Wertstoffe landen nach wie vor auf Deponien. Marek Korec, Leiter der kommunalen Mülltrennungsanlage in Nitra, hat diesbezüglich viel Erfahrung: „Plastikbeutel und Plastiktaschen sehe ich als ein Hauptproblem. Es gibt Menschen, die sich eine Banane kaufen, diese im Laden eintüten und gleich darauf die Tüte zu Hause wegwerfen. Hier muss es einen Wandel geben.“
Gerade die allgemeine und ganzheitliche Reduzierung des Müllaufkommens, also die Müllvermeidung, könnte einen Ausweg bedeuten und auch die Müllentsorgungskosten nach unten drücken. Deren Anstieg würde vor allem Einkommensschwache, Rentner, aber auch öffentliche und soziale Einrichtungen besonders belasten. Das Müllvolumen steigt hingegen Jahr für Jahr. 2020 wurden in der Slowakei laut Daten des Statistikportals Statista 433 Kilogramm Müll pro Kopf produziert – etwas weniger als in Deutschland mit 632 und in Österreich mit 588 Kilogramm.
Quelle: Správy RTVS