Der ermordete Investigativ-Journalist Ján Kuciak und seine ebenfalls ermordete Verlobte Martina Kušnírová haben nun ein dauerhaftes Denkmal in der Innenstadt von Bratislava. Am 21. Februar 2018 waren der Investigativ-Journalist und seine Verlobte in ihrem Haus im westslowakischen Dorf Velká Mača erschossen worden. Ihre Leichen wurden vier Tage später gefunden. Kuciak hatte sich mit Korruption und organisierter Kriminalität sowie mit deren Vernetzung bis in die höchsten Kreise der slowakischen Politik auseinandergesetzt. Seine Berichte wurden von der Online-Zeitung aktuality.sk veröffentlicht. Die Ermordung der beiden 27-jährigen Verlobten löste eine landesweite Protestwelle aus. Sie führte zu mehreren Rücktritten – unter anderem auch zum Rücktritt des Langzeitministerpräsidenten Robert Fico (Smer-SD).
Schauplatz der größten Demonstrationen war der Platz des Slowakischen Nationalaufstandes in der Innenstadt von Bratislava. An einer Hausfassade auf diesem Platz entstand während der Demonstrationen ein einfaches, spontan errichtetes Denkmal: vor einem Foto der Ermordeten wurden Kerzen aufgestellt und Blumen niedergelegt. Am Montag – vier Jahre nach der Ermordung – ist direkt daneben ein neues, dauerhaftes Denkmal enthüllt worden. Ministerpräsident Eduard Heger (OĽANO) nahm an der Präsentation teil. Für die Errichtung war unter anderem die Technische Universität in Bratislava (STU) zuständig. Der Garant des Projekts Marián Králik stellte klar, dass das Denkmal nicht lieblich wirken sollte, sondern durchaus grausam – so wie die Tat selbst. Das abstrakt wirkende Denkmal solle die Wunde zeigen, die der Mord in die Gesellschaft gerissen hatte.
Zlatica Kušnírová, die Mutter der ermordeten Martina Kušnírová lobte das Werk mit hörbar gerührter Stimme: „Ich spreche allen, die daran beteiligt sind, dass man unsere Kinder nicht vergisst, sehr großen Dank aus. Ich danke aber auch euch, die ihr heute hier steht oder an einem anderen Ort unserer Kinder gedenkt. Durch euch wird nicht vergessen werden, was ihnen widerfahren ist, warum es ihnen widerfahren ist und wer das getan hat.“
Die Ermittlungen infolge des Mordes wurden von der Öffentlichkeit mit großem Interesse verfolgt. Zunächst bestand der Verdacht, die süditalienische Mafia – unter anderem die kalabrische Ndrangheta – könne mit dem Mord in Zusammenhang stehen. Kuciaks letzte Recherche-Arbeit befasste sich nämlich mit deren Aktivitäten in der Ostslowakei. Die sogenannte „italienische Spur“ erwies sich dann aber doch als falsch. Stattdessen deckten Ermittlungen ein mutmaßliches Netzwerk aus einem Auftragsgeber, zwei Mittelsleuten und zwei unmittelbar für die Tat verantwortlichen Personen auf. Als Auftraggeber galt demnach der Unternehmer Marián Kočner. Anfang September 2020 verkündete das zuständige Strafgericht sein Urteil: Der Todesschütze, der im Laufe der Ermittlungen gestanden und kooperiert hatte, wurde zunächst zu 23 Jahren Haft verurteilt, sein Komplize zu 25 Jahren. Später wurde auch die Strafe des Todesschützen auf 25 Jahre erhöht. Ein Mittelsmann, der ebenfalls gestanden und kooperiert hatte, bekam eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren. Der mutmaßliche Auftragsgeber Marián Kočner und eine Mittelsfrau wurden aus Mangel an direkten Beweisen freigesprochen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass beide aufgrund anderer Verbrechen rechtskräftig zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden und sich deshalb nicht auf freiem Fuß befinden. Der Freispruch im Kuciak-Mordfall ist für die beiden noch nicht rechtskräftig. Ab Montag (28.2.) wird die Verhandlung wieder aufgerollt.
Viele hochrangige Politiker zeigten sich zum vierten Jahrestag des Doppelmordes immer noch entsetzt. Kulturministerin Natália Milanová (OĽANO) erklärte, dass es nicht angehe, dass Investigativ-Journalisten ständig um ihr Leben bangen müssen. Innenminister Roman Mikulec (OĽANO) lobte Kuciak. Dieser habe mutig nach der Wahrheit gesucht. Staatspräsidentin Zuzana Čaputová gedachte dem jungen Paar am Ort ihrer Ermordung, vor dem Haus in Velká Mača.
Quelle: TASR