Jährlich erkranken ungefähr 40.000 Menschen slowakeiweit an Krebs. Nicht alle erhalten jedoch frühzeitig eine entsprechende Diagnose, vor allem wenn die diagnostischen Kapazitäten pandemiebedingt einerseits knapp sind, andererseits haben sich viele Patienten aus Angst vor einer Corona-Infektion nicht zum Arzt getraut.
Männer leiden am häufigsten an Darmkrebs, unter Frauen ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung. Obwohl es mittlerweile mehrere Screening-Programme gibt, gehen Experten davon aus, dass die Pandemie eine höhere Anzahl an Krebs-Todesfällen zur Folge haben wird, gerade aufgrund der Verzögerungen bei der Diagnostik. Diese ist nicht nur notwendig und kann Menschenleben retten, sie ist auch deutlich billiger als eine Therapie. Ein Stuhltest kostet rund 12 Euro, die Kosten für eine Darmkrebsoperation belaufen sich auf 5.000 bis 7.000 Euro und für die anschließende onkologische Behandlung müssen weitere mehrere 10.000 Euro aufgebracht werden. Trotzdem melden sich bei der Patientenorganisation „Allianz Nein zum Krebs“ täglich mehrere Krebskranke, die auf eine Diagnose warten. Bei anderen Patienten wird wiederum eine mögliche innovative Behandlung nicht von der Krankenkasse erstattet. Laut der Präsidentin der Patientenorganisation, Jana Pifflová Španková, wollen die Krankenkassen die Kosten für die neuen Medikamente nicht übernehmen. Dies sei bei 65 Prozent der innovativen Arzneimittel der Fall: „Mehrere Institutionen haben zwar bekannt gegeben, dass sie Maßnahmen vorbereiten, die die Lage ändern sollten, allerdings gibt es weiterhin zahlreiche Barrieren, die den Zugang zu lebensrettenden, vorbeugenden Leistungen erschweren.“
Nieren-, Blasen-, Eierstock-, Leber-, Kopf- oder Halskrebs. Besonders bei diesen Diagnosen zahlen die Krankenkassen nicht für moderne Medikamente. Für viele neue Behandlungsmethoden müsste man in der Slowakei Preise in Rekordhöhe bezahlen. Wenn sich Ärzte bei einem Krebspatienten für eine moderne und teure Behandlung entscheiden, müssen sie bei der Krankenkasse eine Ausnahme beantragen. Das Gesundheitsministerium möchte die Ärzte künftig zumindest in dieser Angelegenheit bürokratisch entlasten, denn gegenwärtig dauert der Prozess viel zu lang und die Wartezeiten können die Überlebenschancen der Patienten verringern. Das Ressort wolle außerdem durch eine Änderung der Gesetzgebung den Zugang zu innovativen Medikamenten erleichtern sowie Instrumente schaffen, die auf eine effiziente Zusammenarbeit des Staates mit den Herstellern der Arzneimittel abzielen.
Quelle: RTVS