Die Lebensmittelpreise werden in der Slowakei wieder steigen. Eben haben die Bäcker die nächste Erhöhung angekündigt, aber sie werden nicht die einzigen bleiben. Bereits der Dezember brachte höhere Preise, deren Entwicklung sogar die Analysten überrascht hat. Keine staatlichen Beihilfen und steigende Kosten – dies sind die Faktoren, die die Preise für Brot oder Teigwaren wohl weiter in die Höhe treiben werden, so der Direktor des Slowakischen Verbandes der Bäcker, Konditoren und Teigwarenproduzenten, Milan Lapšanský: „Im Oktober haben wir ein Megawatt Strom für 52 Euro gekauft, heute sind es 196 Euro und mehr, also fast das Vierfache. Wir gehen also davon aus, dass die Preise steigen werden und dies nicht nur eine einmalige Angelegenheit sein wird.
Ähnlich beurteilt die Situation auch der Vizepräsident der Slowakischen Kammer der Landwirte und Lebensmittelproduzenten (SPPK), Marián Šolty: „Wir müssen mit einem starken Anstieg aller Lebensmittelpreise rechnen, nicht weil wir als Verarbeiter oder Produzenten böswillig sind, sondern weil uns die Situation dazu gezwungen hat.“
Die rasanten Teuerungen bei Lebensmitteln bekommen vor allem einkommensschwache Bevölkerungsgruppen zu spüren, wie etwa dieser Rentner: „Ich muss sogar um zehn, fünfzehn Euro mehr für einen Einkauf ausgeben. Dabei kaufe ich ungefähr dasselbe ein wie vor einem halben Jahr.“
Die Lebensmittelpreise steigen auch in anderen europäischen Ländern und dies schlägt sich auch in der zunehmenden Inflation nieder. Einige Nachbarländer haben deshalb bereits Maßnahmen ergriffen. So hat etwa Ungarn beschlossen, die Preise für bestimmte Lebensmittel zu regulieren. In Polen wurde etwa für ein halbes Jahr ein Null-Mehrwertsteuersatz auf fast alle Lebensmittel eingeführt. Die slowakische Regierung zieht bisher noch keine derartigen Schritte in Erwägung. Die hiesigen Lebensmittelproduzenten fürchten deshalb Einbußen, und dies nicht nur aufgrund von zunehmendem Einkaufstourismus in die Nachbarländer. Marián Šolty: „Der Nullsatz der Mehrwertsteuer in der polnischen Wirtschaft wird aus unserer Sicht große Auswirkungen auf Slowakei haben, denn die polnischen Landwirte säen die diesjährige Ernte um 20 Prozent günstiger als unsere. Diess stellt eine Gefahr nicht nur für dieses, sondern auch für das nächste Jahr dar.“
Vom slowakischen Landwirtschaftsministerium heißt es, man ziehe aufgrund der Maßnahmen in den Nachbarländern entsprechende Schritte in Betracht. Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel komme allerdings nicht infrage. Für ausgewählte, vor allem gesündere Lebensmittel gilt in der Slowakei ein Mehrwertsteuersatz von 10 Prozent, für alle übrigen 20 Prozent.
Quelle: RTVS