28. Oktober – Tag der Entstehung der ersten Tschechoslowakischen Republik

28. Oktober – Tag der Entstehung der ersten Tschechoslowakischen Republik

Die Menschen in der Slowakei und in Tschechien erinnern sich am Donnerstag (28. Oktober) an den 103. Jahrestag der Entstehung der ersten Tschechoslowakischen Republik. Der neue Staat bedeutete für die Slowakinnen und Slowaken eine tiefgreifende Änderung: Aus einer Nation, die in Österreich-Ungarn kein Recht auf Selbstbestimmung hatte, wurde eine der zwei staatsbildenden Nationen. Die Entstehung der ersten Tschechoslowakischen Republik wurde in der Slowakei nach 1993 als Gedenktag gefeiert. Im November 2020 verabschiedeten die Abgeordneten des Nationalrats der Slowakischen Republik zwei Gesetzesnovellen, aufgrund derer der 28. Oktober zum Staatsfeiertag erklärt wurde, wenngleich er kein arbeitsfreier Tag ist.

Die Slowaken hatten schon Mitte des 19. Jahrhunderts ein nationales politisches Programm formuliert. Das von Ľudovít Štúr ausgearbeitete Programm basierte darauf, dass die Slowaken eine unabhängige und eigenständige Nation sind, und forderte eine slowakische Selbstverwaltung innerhalb Ungarns. Es hatte jedoch keine Chance auf Umsetzung, insbesondere nach dem erfolglosen Aufstand der Slowaken gegen die Ungarn in den Jahren 1848 – 1849 und nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich im Jahr 1867.

Erst der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 belebte die sogenannte slowakische Frage wieder. Als der Kriegsverlauf auf eine Niederlage Deutschlands und Österreich-Ungarns hindeutete, wurden verschiedene Möglichkeiten der Stellung der slowakischen Nation in Europa in Erwägung gezogen. Die Lösung in Form der Schaffung eines tschechoslowakischen Staates erwies sich als die vorteilhafteste. Dafür trat die slowakische Gemeinschaft in den USA ein, die am 22. Oktober 1915 zusammen mit tschechischen Vertretern das Clevelander Abkommen unterzeichnete.

An der Spitze des ausländischen tschechoslowakischen Widerstands stand Tomáš Garrigue Masaryk. Im Februar 1916 wurde in Paris der Tschechoslowakische Nationalrat (ČSNR) gegründet, woran sich auch der Slowake Milan Rastislav Štefánik maßgeblich beteiligt hat. Die diplomatischen Bemühungen von Masaryk, Štefánik und Edvard Beneš wurden maßgeblich durch die Erfolge der tschechoslowakischen Legionen unterstützt, die die Streitkräfte des zukünftigen tschechoslowakischen Staates darstellten und dem Tschechoslowakischen Nationalrat unterstanden. Im Mai 1917 gaben tschechische Politiker auf einer Sitzung des Reichstags eine Erklärung ab, in der sie die Vereinigung mit der Slowakei forderten. Die Forderung wurde auch von dem slowakischen Politiker Vavro Šrobár unterstützt. Vertreter der Slowakischen Liga in Amerika, der Tschechischen Nationalvereinigung und der Vorsitzende des Tschechoslowakischen Nationalrats Masaryk unterzeichneten am 30. Mai 1918 das Pittsburgher Abkommen und am 14. Oktober 1918 wurde in Paris eine provisorische tschechoslowakische Regierung gebildet. Am 28. Oktober 1918 verabschiedete das tschechoslowakische Nationalkomitee in Prag das Gesetz zur Errichtung einer unabhängigen Tschechoslowakei, verkündete schließlich dessen Gründung und übernahm die Staatsmacht.

Im mittelslowakischen Turčiansky sv. Martin fand am 30. Oktober 1918 eine öffentliche Versammlung statt, an der die sogenannte Martiner Deklaration verabschiedet wurde. Mit diesem Dokument bekannten sich die Slowaken damals zu einem gemeinsamen Staat mit den Tschechen.

Quelle: TASR

Jana Hrbeková, Foto: TASR

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