„Sie haben mich im Dezember in die Slowakei eingeladen und heute erfülle ich dieses Versprechen." Dies waren laut der slowakischen Präsidentin Zuzana Čaputová die ersten Worte von Papst Franziskus nach seiner Ankunft in Bratislava am Sonntagnachmittag (12.9.). Čaputová habe sich geehrt gefühlt und gefreut, das Oberhaupt der katholischen Kirche in der Slowakei begrüßen zu können. Am Flughafen Bratislava empfingen den Papst neben Politikern und Kirchenvertretern auch andere bekannte Persönlichkeiten und Einwohner der slowakischen Hauptstadt. Unter ihnen war auch die Sportschützin Zuzana Rehák Štefečková, die in Tokio Olympia-Gold gewann: „Der Papst ist Träger einer positiven Energie. Und alles Positive, das in der heutigen Zeit zu uns kommt, ist immer gut. Ich freue mich sehr, dass Liebe quasi in ihm verkörpert gekommen ist."
Papst Franziskus wurde am Flughafen auch von dem Vorsitzenden des slowakischen Nationalrats, Boris Kollár (Sme rodina), und Premierminister Eduard Heger (OĽaNO) begrüßt. Die Politiker erwarten vom Papstbesuch unter anderem einen Beitrag zur Versöhnung der gespaltenen Gesellschaft, so Kollár: „Diese Gesellschaft ist sehr verärgert. Ich bin überzeugt, dass der Besuch des Heiligen Vaters die Situation beruhigen kann."
Ministerpräsident Heger erhofft sich vom Besuch Frieden: „Ich hoffe, dass er Frieden bringt. Und ich hoffe, dass er auch Frieden in die Politik bringt und uns dies hilft, wieder nach vorne zu schauen.
Zuvor hatte der 84-jährige Argentinier und Jesuit, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, das Nachbarland Ungarn besucht. Der seit 2013 amtierende Papst wird seine Slowakei-Reise am 15. September beenden. Außer dem Gespräch mit Präsidentin Čaputová sind Treffen mit weiteren staatlichen und konfessionellen Vertretern sowie religiöse Veranstaltungen in Bratislava, Prešov, Košice und im westslowakischen Pilgerort Šaštín geplant. Ursprünglich sollten daran wegen der sich verschärfenden Corona-Situation nur gegen COVID-19 geimpfte Slowakinnen und Slowaken teilnehmen können, aber nach den weit unter den Erwartungen der Veranstalter liegenden Anmeldungen wurde vor wenigen Tagen (6.9.) auch die Anmeldung für Genesene und Getestete freigegeben. Die slowakische Regierung hat mehr als 5,4 Millionen Euro sowie ein tägliches Kontingent von 1.300 Personen der Streitkräfte für den Papstbesuch aufgeboten. Die Polizei teilte bereits am Donnerstag (9.9.) mit, dass es in der Hauptstadt und weiteren Orten sowie auf den Autobahnen D1 / D2 zu Verkehrssperrungen bzw. -beeinträchtigungen kommen werde, von denen auch der Grenzverkehr mit Österreich, Ungarn und Tschechien betroffen sein könne. Ferner sollen unter anderem in Bratislavas Altstadt für zwei Tage die Grundschulen geschlossen sowie Papierkörbe und Bänke auf öffentlichen Plätzen demontiert werden, was gerade in sozialen Netzwerken für Irritationen und Kritik sorgte.
Zeitgleich mit dem Eintreffen des Papstes hatten der Bürgerverein Ethos und das Institut für Menschenrechte zu einer Protestkundgebung auf dem Platz des Slowakischen Nationalaufstands in Bratislava aufgerufen. Die Demonstration richtete sich laut den Veranstaltern nicht gegen den Papst oder dessen Besuch, sondern sollte der Forderung nach einer konsequenten Trennung von Staat und Kirche und einer Unterstützung für die Opfer sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche Ausdruck verleihen.
Quelle: RTVS, TASR