Die Coronakrise hat im vergangenen Jahr die Geschäfte in der Slowakei für zehn Monate stillgelegt. Die Angst um die Arbeit veranlasste den Mitbesitzer eines Restaurants in Bratislava, die Initiative „My sme gastro" („Wir sind Gastro") ins Leben zu rufen. Lokale, die sich angeschlossen haben, gewähren geimpften Kunden einen Rabatt von zehn Prozent. Andrej Gogola erklärt: „Wenn sich die Situation verschlechtert und die dritte Welle kommt, werden die Restaurants wahrscheinlich schließen müssen. Je höher die Impfrate liegt, desto weniger gefährdet ist unsere Arbeit."
In einem Burger-Lokal in der Hauptstadt gibt es für Geimpfte ein Freibier. Laut dem Psychologen Marek Madro könnten solche Aktivitäten einige Menschen motivieren, sich immunisieren zu lassen - vor allem jene, die noch zögern. Manche Menschen könnten solche Angebote wiederum eher verunsichern oder sogar wütend machen. Sie würden sich unter großem Druck fühlen und hätten das Gefühl, zu etwas gedrängt zu werden, das sie nicht wollten. Daher könnten sie die Belohnung von Geimpften als Diskriminierung ansehen.
Die slowakische Gewerbeaufsicht prüfte einige Unternehmen, die Geimpften Rabatte anbieten und kam zu dem Schluss, dass es sich um keine Diskriminierung handle. Man müsse die Geschäftspolitik des Verkäufers auch bei der Gewährung von Rabatten beachten. Laut dem Rechtsanwalt Miroslav Cák würde es gegen das Gesetz verstoßen, wenn Anbieter Rabatte auf Basis von Geschlecht, Rasse oder Religion ihrer Kunden geben würden: „Ich bin davon überzeugt, dass der Paragraf des Verbraucherschutzgesetzes, der es Dienstleistungserbringern verbietet, gegen die guten Sitten zu handeln, in diesem Fall nicht verletzt wird. Im Gegenteil: Die derzeitige gesellschaftliche Situation ist so, dass ein solches Handeln sozusagen den Interessen der Gesellschaft entspricht."
Rabatte für Immunisierte werden auch von einem slowakischen Reisebüro sowie einigen Dienstleistern aus anderen Sektoren - etwa einer Fahrradwerkstatt oder einer Tierhandlung - angeboten.
Quelle: RTVS
