Die Europäische Kommission bereitet im Rahmen des Kampfes gegen Desinformation eine Aktualisierung des Verhaltenskodex für Online-Plattformen vor. Im Zusammenhang mit diesem Vorhaben wurde in der Slowakei und in weiteren zehn EU-Ländern eine Untersuchung über die Verbreitung von Desinformation in sozialen Netzwerken durchgeführt. Wie sich dabei herausstellte, verbreiteten sich etwa im global meistgenutzten sozialen Netzwerk Desinformationen viermal schneller als wahre Informationen. Die Online-Plattform gehe laut der Untersuchung gegen Falschmeldungen in der Slowakei nur in geringem Ausmaß vor.
Gegen Desinformation vorzugehen gleiche einem Kampf gegen Windmühlen. Den Mangel an wirkungsvollen Maßnahmen unterstreicht auch Tomáš Kriššák vom IT-Unternehmen Gerulata Technologies, das sich an der von der Europäischen Kommission initiierten Untersuchung beteiligte: „Im Februar haben wir ungefähr 200 Postings identifiziert, die sämtliche Kriterien einer Desinformation erfüllt haben. Während der ganzen Dauer unserer Untersuchung wurden diese Postings nicht gelöscht. Obwohl das betreffende soziale Netzwerk darauf hinweist, dass dessen Inhalte moderiert werden, passiert dies in einem nicht ausreichenden Ausmaß."
Das slowakische IT-Unternehmen entwickelte für den Zweck der Untersuchung ein eigenes Kontrollinstrument, das mittels künstlicher Intelligenz die Verbreitung einzelner Themen im Online-Bereich erfassen kann. Dies sei jedoch nur der Anfang, denn das Ziel der Forscher liege laut Kriššák darin, den legitimen Institutionen ein Bündel an IT-Instrumenten zu liefern, damit diese mögliche Bedrohungen frühzeitig erkennen und gegen sie auch effektiv vorgehen können. Falschmeldungen werden sehr oft im Rahmen einer Zusammenarbeit mehrerer Akteure verbreitet. Eine koordinierte Vorgehensweise war auch bei der Entwicklung des Software-Kontrollinstruments notwendig. Hand ans Werk legten Dutzende Freiwillige, die in den einzelnen Postings über Covid-19 nach Desinformation gesucht haben. Unter ihnen war auch Ferdinand Vlkolinský: „Ich sehe, wie sich die Falschmeldungen auch unter meinen Bekannten verbreiten. Überraschend Viele vertrauen zumindest einem Teil dieser Inhalte, auch wenn es sich um völligen Unsinn handelt."
Die künstliche Intelligenz lernt anhand der Berichte von Freiwilligen, die Falschmeldungen selbst aufzuspüren. Der mit ihnen verbundenen Gefahr ist sich die Europäische Kommission sehr wohl bewusst und die aktualisierte Version des Verhaltenskodex für Online-Plattformen soll bis Ende des Jahres fertig sein. Bis dahin wurden die gegenwärtigen Unterzeichner des Kodex dazu aufgefordert, ihre Zusammenarbeit mit Faktenprüfern auszuweiten und die Kompetenz der Nutzer zu stärken, damit sie Desinformation besser erkennen und melden können.
Quelle: RTVS