Sanierungsfall Slowakisches Nationaltheater

Sanierungsfall Slowakisches Nationaltheater

Das historische Gebäude des Slowakischen Nationaltheaters (SND) wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer als Preßburger Stadttheater gebaut. Seit 1920 dient es als Slowakisches Nationaltheater. Die Dominante auf der Promenade in der Innenstadt von Bratislava ist nun seit ein paar Tagen geschlossen. Der technische Zustand schließt einen weiteren Betrieb aus. Die Erneuerung ist ein Teil des Sanierungsplans der neuen Theaterleitung unter Generaldirektor Matej Drlička: "Der Raum ist für die Aktivitäten des Theaters inzwischen nicht mehr zu gebrauchen. Es können dort vielleicht noch Konzerte oder Konferenzen abgehalten werden, aber für das Theater ist er nicht mehr geeignet."

Das historische Theatergebäude musste in Laufe der Jahre den wachsenden Ansprüchen des Theaterbetriebs angepasst werden. Im zweiten Weltkrieg erlitt es einige Schäden bei der Bombardierung der Stadt. Das Theater wurde mehrmals umgebaut, seit der letzten grundlegenden Sanierung sind allerdings mittlerweile fast 50 Jahre vergangen. Vor vier Jahren hat der Staat eine Million Euro für die Verbesserung des technischen Zustands des alten Theaters bewilligt, allerdings wurde das meiste Geld dann doch für die Belange des neuen Gebäudes ausgegeben. Die slowakische Kulturministerin Natália Milanová (OĽaNO) betont: „Die Rekonstruktion des historischen Gebäudes des Nationaltheaters gehört zweifelsfrei zu unseren Prioritäten. Dies soll im Rahmen des neuen Programmzeitraums der EU-Fonds geschehen."

Das SND hat das Erneuerungsvorhaben bereits 2020 dem Regionalen Denkmalschutzamt Bratislava vorgestellt. Die Behörde hat dem Projekt weitestgehend zugestimmt, die Einwände werden momentan im Planungsverfahren umgesetzt. Noch einmal Theaterchef Drlička: „Jetzt läuft gerade die erste Phase. Es wird die erforderliche Dokumentation zusammengestellt, die man für die wichtige Rekonstruktion des historischen Theatergebäudes benötigt. Das Projekt wird freilich etliche Jahre in Anspruch nehmen. Wir müssen Ausschreibungsverfahren organisieren. Es handelt sich um einen komplizierten Prozess."

Aufgrund der Coronakrise und vieler Altlasten befindet sich das Theater aktuell ohnehin in einer finanziellen Schieflage. Sollte das Finanzministerium den von der neuen Leitung erarbeiteten und vom Kulturministerium bewilligten Sanierungsplan nicht genehmigen, kann das Theater, so dessen Generaldirektor, bereits im Juni pleite und die Angestellten ohne Löhne sein. Nach der Regierungssitzung vom Mittwoch (19.5.) sagte Kulturministerin Milanová jedoch, dass die Löhne sicher und die Budgetmaßnahmen auf gutem Wege seien.

Für die weltbekannte Opernsängerin und Solistin des SND, Adriana Kučerová, zählen aber vor allem das Flair und die Sicherheit des Gebäudes, sie sagte gegenüber RTVS: „Ich habe mich immer gefreut, wenn ich im historischen Gebäude auftreten konnte, ich habe eine innigere Beziehung zu solchen Gebäuden und Opern. Man bekommt regelrecht Gänsehaut, wenn man den ganzen technischen Apparat im Hintergrund sieht. Wenn da technisch etwas nicht in Ordnung ist, könnte ja sonst was passieren - eine Havarie, womöglich sogar mit tragischen Folgen!"

Die Sanierung des historischen Gebäudes des Nationaltheaters dürfte vorsichtig-optimistischen Schätzungen zufolge fünf bis sechs Jahre in Anspruch nehmen.

Quelle: Správy RTVS

Kay Zeisberg, foto: tasr

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