Die Fertigstellung der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 dürfte keine wesentlichen Auswirkungen auf slowakische Gasunternehmen haben. Die Pipeline, die Gas von Russland nach Deutschland transportieren und damit die polnischen oder slowakischen Rohrleitungen umgehen werde, solle die derzeitigen Übertragungskapazitäten nicht ersetzen. Dies sagte Wirtschaftsminister Richard Sulík (SaS) am Dienstag auf einer Pressekonferenz zu den wirtschaftlichen Ergebnissen der Slowakischen Gasindustrie (SPP): „Nord Stream wird nicht in erster Linie gebaut, um die bestehenden Kapazitäten zu ersetzen, sondern um neue zu schaffen. In Deutschland werden massiv Kohlekraftwerke geschlossen. Bald wird man dort kein Kohlekraftwerk mehr haben. Bereits zuvor wurde eine unverständliche Entscheidung getroffen. Ich kann nicht nachvollziehen, wie nüchterne, erwachsene, gebildete Menschen über das Aus für alle Kernkraftwerke entscheiden konnten - für funktionsfähige, sichere, die für relativ wenig Geld Energie erzeugen. Deshalb wird das Land großen Energiebedarf haben. Ich erwarte, dass Nord Stream vorrangig nach Deutschland Gas liefern wird, um die Kohlekraftwerke zu ersetzen. Ich meine nicht, dass sich das bedeutend sowohl auf SPP als auch auf die Tochtergesellschaften wie Eustream auswirken wird."
Das halbstaatliche Unternehmen Eustream profitiert heute vom Transport russischen Gases weiter nach West- und Südeuropa. Wenn Russland die Gasverkäufe nach Europa über Nord Stream 2 bevorzugen würde, würde die Firma einen Großteil ihrer Gewinne verlieren. In der letzten Rechnungsperiode, von Anfang August 2019 bis Ende Juli 2020, beförderte Eustream rund 61 Milliarden Kubikmeter Erdgas und verzeichnete gegenüber dem Vorjahr einen Einbruch beim Vorsteuergewinn um neun Prozent auf rund 487 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz des Unternehmens ging um weniger als sechs Prozent auf 748 Millionen Euro zurück.
Quelle: TASR