Schriftsteller zur Kultur in Zeiten von Corona

Schriftsteller zur Kultur in Zeiten von Corona

Der slowakische Schriftsteller Michal Hvorecký hat nach einem Jahr Corona-Pandemie eine persönliche Bilanz gezogen. Im Inland wie auch im Ausland sei die Organisation von Kulturveranstaltungen während der Pandemie extrem aufwändig. Die Kultur habe stark unter den verhängten Maßnahmen gelitten: „Die Tragweite der Pandemie ist im Bereich der Kultur riesig, die Folgen werden weitreichend sein. Heute können wir sie uns vielleicht noch gar nicht vorstellen. In vielen Staaten Europas gibt es schon Proteste von Vertretern der Kultur, weil Einkaufszentren, Baumärkte und Stadien offen sind, Lesungen oder Aufführungen in kleinen Kreisen aber nicht veranstaltet werden dürfen."

Die slowakische Nachrichtenagentur TASR hatte den 1976 in Bratislava geborenen Schriftsteller gefragt, ob die slowakischen Künstlerinnen und Künstler verglichen mit dem Ausland genug auf ihre Probleme aufmerksam machen würden. Hvorecký, dessen neuer Roman „Tahiti Utopia" dieser Tage auch auf Deutsch erschienen ist, meinte dazu, die slowakische Kulturszene habe die Beschränkungen ziemlich passiv angenommen. Es gebe allerdings schon verschiedene Initiativen. Die Slowaken würden aber eher durch die Geschichte gleiten, statt sie aktiv mitzugestalten. Die Verbote kultureller Veranstaltungen würden immer weiter verlängert, viele Leute könnten so ihrem Beruf nicht mehr nachgehen und würden kein Geld verdienen. Die Unzufriedenheit in der Kulturbranche steige, in vielen Staaten Europas gab es Proteste. Alle würden darauf hoffen, dass ein normaler Betrieb im Herbst wieder möglich sein wird.

Während in den letzten Monaten viele Produktionen einem Online-Publikum präsentiert wurden, sei für Hvorecký die virtuelle Welt keine Lösung, die digitale Welt würde ihn ermüden und es sei eine Illusion, dass die ganze Kultur ins Internet verlegt werden könnte. Die Zukunft sehe er in hybrider Form - als Live-Erlebnis, das auch im Internet übertragen wird.

Quelle: TASR

Michael Thanei, Foto: Martina Šimkovičová

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