Kaum ein öffentlicher Raum scheint in der Slowakei ohne sie auszukommen: Die unzähligen Plakatwände, die nicht nur entlang von Hauptverkehrsachsen für fragwürdige Blickfänge sorgen. Um dieses Phänomen zu beschreiben, hat sich in der Slowakei in den letzten Jahren sogar ein eigener Begriff etabliert: Der des „visuellen Smogs". In Košice und Bratislava geht man nun gezielt dagegen vor. In der ostslowakischen Metropole soll es etwa mehr als 3.000 Reklameflächen geben, im Eigentum der Stadt befinden sich allerdings nur 160 davon. In der Großwohnsiedlung KVP im Westen Košices hat man bereits damit begonnen, sie zu entfernen. Und damit nicht genug, werden für jede beseitigte Plakatwand im Stadtteil drei Bäume gepflanzt. Die Sprecherin der Stadtteilverwaltung, Ivana Padová: "Der Stadtteil verdient mit seinen 24 Reklameflächen jährlich etwa 10.000 Euro. Unsere Prioritäten sind allerdings das Stadtgrün und Maßnahmen, mit denen wir auf die klimatischen Veränderungen reagieren können."
Zumindest den ersten Schritt in diese Richtung hat man im Stadtteil KVP bereits gemacht: Bisher hat man dort vier Plakatwände entfernt und dafür 12 neue Bäume gepflanzt. Um noch konsequenter gegen den visuellen Smog in Košice vorgehen zu können, müssten zuerst einmal die illegal aufgestellten Reklameflächen entfernt werden. Viele davon befinden sich allerdings auf Privatgrund. Als erster Schritt werden nun sämtliche Reklamefächen als eigene Ebene im digitalen geografischen Informationssystem, dem Gisplan der Stadt, erfasst. Der Pressesprecher der Stadt Košice, Vladimír Fabian: "Auf Grundlage dieser Ebene kann man sagen, auf welchem Grundstück sich eine bestimmte Reklamefläche befindet. Ob es sich um legale oder illegale handelt, werden wir aber erst wissen, wenn die Daten zu hundert Prozent vervollständigt sind."
In Bratislava hat Oberbürgermeister Matúš Vallo bereits vor zwei Jahren dem visuellen Smog den Kampf angesagt. Von den rund 10.000 Reklameflächen im Stadtgebiet konnten bis heute knapp 400 entfernt werden. Nun hat man sich auch mit dem größten Werbeunternehmen auf die Beseitigung weiterer Flächen geeinigt, so die Sprecherin der Stadt Bratislava, Katarína Rajčanová: "Insgesamt sollen auf Basis dieser Vereinbarung knapp 700 Werbeflächen beseitigt werden, die sich auf öffentlichen Grundstücken befinden. Dabei soll jedes Vierteljahr ein Viertel dieser Anzahl entfernt werden."
Auch in Košice will man schrittweise Verträge mit den Werbeunternehmen kündigen. Über die Mittel zur Kompensation der dadurch bedingten Ausfälle im Stadthaushalt soll die Stadtvertretung noch bis zur Jahresmitte entscheiden.
Quelle: RTVS