Problemfeld Nahversorgung: Wenn der letzte Laden dicht macht

Problemfeld Nahversorgung: Wenn der letzte Laden dicht macht

In der Slowakei müssen immer mehr Orte ohne Nahversorger auskommen. Gerade für Senioren wird es dort oft zum Problem, zu Waren des täglichen Bedarfs zu kommen. Während jüngere Generationen ihre Einkäufe etwa in der nächsten Stadt erledigen, sind ältere Menschen oft nicht mobil und haben niemanden, der für sie einkaufen würde. In Zeiten der Pandemie hat sich die Situation vielerorts sogar noch verschlechtert. Deshalb versuchen manche Gemeinden, die Versorgung über mobile Lebensmittelläden zu gewährleisten.

So etwa auch im Dorf Ábelová in der südlichen Mittelslowakei. Vor zwei Jahren musste der dortige Lebensmittelladen schließen, heute wird der Ort dreimal wöchentlich von einem mobilen Lebensmittelhändler besucht. Vladimír Kučera bringt den Bewohnern frisches Brot wie auch weitere Grundnahrungsmittel: „Ich habe hier Desinfektionsmittel, damit desinfiziere ich meine Hände, nachdem ich ständig mit dem Geld meiner Kunden hantieren muss. Sie sagen mir, was sie brauchen, und ich gebe ihnen alles in die Einkaufstasche."

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in anderen Orten der Region Banská Bystrica. Die Leute begrüßen zwar das mobile Service, trotzdem würde ihnen aber ein herkömmlicher Lebensmittelladen fehlen, meinen etwa diese Bewohnerinnen von Ábelová: „Ein Laden fehlt uns hier schrecklich, vor allem den alten Leuten. Wir etwas Jüngeren setzen uns einfach ins Auto und fahren zum Supermarkt. Aber so ist das ein Jammer.

Das geht nicht. Selbst wenn wir zum Einkaufen fahren, vergisst man vielleicht etwas, was man braucht.

Da gibt es wirklich nur die nötigsten Dinge, andere Produkte kann man dort aber nicht erhalten."

Für die Bewohnerinnen von Ábelová liegt der nächste Lebensmittelladen rund 12 Kilometer entfernt. Eine mögliche Lösung wäre die Einrichtung von Läden in den jeweiligen zentralen Orten. Dabei wäre auch Unterstützung durch die Selbstverwaltungsregion Banská Bystrica gefragt. In Ábelová renoviert man etwa gerade ein Gebäude, in dem demnächst wieder Laden untergebracht werden könnte. Der Bürgermeister des 230-Seelen-Dorfes, Jaroslav Maslen: „Bei unserer Einwohnerzahl ist es einfach nicht realistisch, dass sich für jemanden der Betrieb eines Ladens lohnen könnte. Wenn wir aber jemandem helfen, indem wir ihm die Räume zur Verfügung stellen, würde er überleben können."

Für eine strukturelle Lösung des Problems brauche es allerdings auch entsprechende Förderschemen, so der Vizepräsident der Selbstverwaltungsregion Banská Bystrica, Ondrej Lunter: „In diesem Moment ist die Situation wirklich schwierig, denn es gibt weder auf der Ebene der Selbstverwaltungsregion, noch seitens der Regierung irgendwelche Förderschemen, die den Gemeindeverwaltungen dabei helfen würden."

In Nachbarländern gibt es bereits solche Zuschüsse, sowohl für herkömmliche Nahversorger wie auch für mobile Anbieter. Gegenwärtig fehlen in mehr als 100 slowakischen Gemeinden Läden mit Lebensmitteln.

Quelle: RTVS

Jürgen Rendl, Foto: Flickr/Ingolf Nistad

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