Mehr als zwei Millionen durchgeführte PCR-Tests mit rund 300.000 positiven Ergebnissen und fast 8.000 Tote - das ist die Bilanz nach einem Jahr seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie in der Slowakei. Die aktuellen Opferzahlen werden mittlerweile oft emotionslos zur Kenntnis genommen. Dabei gehört die Slowakei gegenwärtig zu jenen Ländern Europas, in denen das Coronavirus am schlimmsten wütet. Der Opfer und des traurigen Jahrestages gedachte am Freitag (5.3.) auch Präsidentin Zuzana Čaputová: „Mütter, Töchter, Väter, Söhne, Kollegen und Freunde sind von uns gegangen. Unter ihnen waren auch Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenpfleger, die anderen Menschen das Leben retteten. In den Pflegeheimen starben Senioren, allein und einsam. Allen Hinterbliebenen möchte ich mein tiefstes Beileid ausdrücken."
Das Virus dominiert den Alltag, die Krankenhäuser befinden sich am Rande ihrer Kapazitäten, die Wirtschaft hat mit den Auswirkungen der Schutzmaßnahmen zu kämpfen und der Tourismus ist beinahe völlig zum Erliegen gekommen. Die Situation wird zudem durch die andauernden Konflikte innerhalb der Regierung verschärft.
Bis zum 6. März 2020 war die Slowakei eines der wenigen Länder der Region, in denen noch kein Fall einer Corona-Infektion verzeichnet wurde. Die schlechte Nachricht über den ersten Infizierten kam noch kurz vor dem Ende der vormaligen Regierung Pellegrini (gegenwärtig HLAS-SD), die ebenso wie zuvor schon das Kabinett Fico (SMER-SD) seit Jahren Anteil am problematischen Zustand des Gesundheitswesens hatte. Die scheidende Regierung hatte schließlich am 12. März 2020 einen landesweiten Notstand ausgerufen. Dieser lief im Juni aus. Das erste Corona-Opfer in der Slowakei war ein 60-jähriger Mann, der am 30. März 2020 starb. Gerade zu der Zeit kam es nach den Parlamentswahlen zum Regierungswechsel mit einer konservativ-liberalen Vier-Parteien-Koalition unter Igor Matovič (OĽaNO) als Premierminister. Im Oktober rief auch sein Kabinett im Zusammenhang mit der Pandemie erneut den Notstand aus - und dieser ist noch heute in Kraft. Matovič bevorzugt seit Herbst die landesweite regelmäßige Testung der Bevölkerung auf das Virus als die wichtigste Schutzmaßnahme. Die Regierung erntet jedoch Kritik für die häufigen Änderungen der Regelungen, die man außerdem schlecht mit der Öffentlichkeit kommuniziere, glaubt etwa auch Präsidentin Čaputová.
Ende Dezember 2020 wurde in der Slowakei mit den Corona-Impfungen begonnen. Aktuell haben etwas mehr als 340.000 von insgesamt 5,5 Millionen Einwohnern zumindest die erste Impfung verabreicht bekommen, rund 180.000 erhielten bereits auch die Zweitdosis.
Quelle: RTVS