Die Young Boys Bern haben in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation 3:1 gegen KÍ Klaksvík gewonnen. Das Spiel fand am vergangenen Mittwoch statt und Slovan Bratislava wünschte sich, dass es nicht abgehalten worden wäre. Der Slowakei-Meister ist nämlich überzeugt: Nicht die Färinger, sondern er hätte sich gegen die Schweizer behaupten sollen. Die UEFA wertete jedoch zuvor die ausgefallene Partie Klaksvík gegen Slovan für die Färinger und damit war Slovan aus dem Spiel. Deshalb legten die Himmelblauen am Dienstag Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne ein. Sie forderten eine Verlegung des Spiels, bis das Gericht ein Urteil über das Ergebnis des ersten Qualifikationsspiels fällt.
Jenes Duell war für den vergangenen Mittwoch auf den Färöern vorgesehen. Es wurde jedoch abgesagt, weil ein Physiotherapeut von Slovan bei der Einreise positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Zudem erhoben die Gastgeber den Vorwurf, dass die Slowaken ihr Teamhotel verlassen hätten, bevor die Resultate der Tests bei der Einreise bekannt gewesen seien. Der Generaldirektor des ŠK Slovan Bratislava, Ivan Kmotrík gab später den Verstoß gegen das UEFA-Protokoll zu, indem möglicherweise manche Spieler einen Spaziergang mit Masken und Handschuhen gemacht hätten. Die UEFA habe es jedoch akzeptiert und ihnen eine zweite Chance gegeben, bei der bestimmt nichts verletzt worden sei, so Kmotrík. Slovan konnte also zwei Tage später mit einer zweiten, extra eingeflogenen Mannschaft zum Spiel antreten. Ein Fußballer im Team wurde aber bei der Einreise ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet. Auch die zweite Mannschaft musste deshalb in Quarantäne oder heimreisen. Der Färöer Chef-Epidemiologe Michael Boolsen erklärt:
„Wir befolgen auf den Färöern die Regel, dass eine zweiwöchige Quarantäne in der Tat eine Quarantäne von zwei Wochen ist. Wir haben diese Regel, weil sich Covid-19 als eine Krankheit erwiesen hat, die sich in verschiedenen Stadien entwickelt. Innerhalb dieser zwei Wochen kann man infiziert sein, egal ob man am fünften Tag einen negativen Test hatte oder nicht. Wie ich weiß, gilt in der Slowakei die Regel, dass man die Quarantäne verlassen kann, wenn man sich am fünften Tag als negativ erwiesen hat. Ich weiß, dass auch andere Länder diese Regel haben, aber wir haben beschlossen, diese nicht anzuwenden."
Die Färöer traten also zum Spiel an, während die Slowaken im Hotel sitzen mussten. Am Montag entschied dann die UEFA-Berufungskommission, dass die Partie laut einer Bestimmung wegen Nichtantretens des Gästeteams mit 3:0 für die Heimmannschaft zu werten sei.
Slovan wandte sich noch am vergangenen Freitag mit einem Protest an die UEFA, in dem der Verein „unfaires Verhalten der lokalen Behörden" bemängelte. Wie er inzwischen bekannt gab, seien alle Spieler und Betreuer beider Mannschaften, die die Auswärtsreise antraten, nach der Rückkehr in die Slowakei negativ getestet worden. Zwei Personen blieben allerdings in der Quarantäne auf den Färöern. Wie Generaldirektor Kmotrík meinte, habe man dort zweierlei Regeln für eine Gruppe von Menschen angewandt. Er habe sich der Quarantäne nicht unterziehen müssen, die Mannschaft schon.
„Das, was wir durchmachen mussten, entspricht in keinem Sinne dem Fair-Play-Gedanken. Wir waren in mehrerlei Hinsicht diskriminiert. Wir hatten keine Möglichkeit, das Spiel anzutreten. Es ist für mich ein Skandal, so in eine weitere Runde einzuziehen."
Der färöische Journalist Sigurjon Einarsson betont in dieser Situation zwei Seiten:
„Die eine ist das UEFA-Protokoll Return to Play und die andere die Gesundheitsbehörden der Färöer. Diese sind aufeinandergestoßen. Die Färöer interessieren sich allein dafür, dass die UEFA nicht daher kommt und auf ihre Regeln pocht. Die Gesundheitsbehörden der Färöer haben das letzte Wort. Das ist keine Verschwörung."
Zum Forfait-Sieg der Färinger äußerten sich mehrere Fachleute. Der RTVS-Experte Vladimír Goffa meint:
"Das ist eine sehr unglückliche Entscheidung. Der gesunde Menschenverstand sagt, dass man auf dem Spielfeld entscheiden sollte und nicht am grünen Tisch. So sieht es aus, als würde nicht die Beste Mannschaft die Champions League oder die Europa League gewinnen, sondern die Gesündeste."
Wenn die UEFA nicht anders entscheidet, spielen die Himmelblauen in der zweiten Qualifikationsrunde der Europa League, die am 31. August ausgelost wird.
Quelle: RTVS