Die Coronakrise hat gezeigt, dass viele Arbeitnehmer mit Bürojobs auch von Zuhause aus arbeiten können, ohne dass diese Arbeitsweise ihre Leistung schmälern würde. Die geltende slowakische Gesetzgebung kennt aber den Begriff Homeoffice gar nicht und es werden Stimmen laut, wonach die Zeit reif ist, die Gesetze entsprechend anzupassen. Im Arbeitsgesetzbuch wird nur der Ort der Arbeitsausübung erwähnt, wobei der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer persönlich vereinbaren können, wo genau dieser Ort sein soll. Allerdings wurde das entsprechende Gesetz am 4. April 2020 von der Regierung temporär dahingehend geändert, dass der Arbeitgeber das Recht bekam, Homeoffice anzuordnen, und der Arbeitnehmer wiederum das Recht, Homeoffice anzufordern. Die Gesetzesnovelle ist aber nur ein zeitweiliges Kriseninstrument, dessen Wirksamkeit zwei Monate nach der Beendigung des Notstands abläuft. Der Rechtsanwalt Šimon Hudáček betont gegenüber RTVS, dass eine dauerhafte Lösung erforderlich sei: „Eine solche Änderung wäre künftig sehr wünschenswert, damit viele potenzielle Konflikte im Vorfeld ausgeräumt werden können. Für den Arbeitnehmer wäre es einfacher, wenn er wüsste, wie er seine Arbeitsabläufe planen kann und soll."
Das Arbeitsministerium hält dagegen die momentane Regelung für ausreichend und hat keine Pläne für eine Präzisierung. Veronika Husárová von der Presseabteilung des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Familie erklärt: „Auch wenn die Ausübung der Arbeit vom üblichen Arbeitsplatz in den Haushalt des Arbeitnehmers verschoben wird, gelten nach wie vor die Regeln aus dem Arbeitsgesetzbuch, was die Organisation der Arbeitszeit, den Urlaub usw. betrifft."
Viele Arbeitsrechtler weisen allerdings darauf hin, dass eine Anpassung an aktuelle Bedingungen durchaus ansteht. Dieser Meinung schließt sich auch das Oberste Kontrollamt der Slowakischen Republik an, das die Perspektiven der hiesigen Wirtschaft analysiert hat. Dazu der Pressesprecher der Behörde, Marek Papajčík: „Für die Zukunft wäre eine höhere Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt optimal. Das Arbeitsumfeld könnte man so adaptieren, dass das Arbeiten von Zuhause aus einfacher möglich wäre. Hierfür ist es notwendig, den Ausbau von Technologien zu fördern."
Aus zahlreichen Studien, die sowohl vor als auch während der Coronakrise erstellt wurden, geht hervor, dass das Arbeiten im Homeoffice die meisten Angestellten nicht nur leistungsfähiger, sondern auch zufriedener macht.Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union Eurostat arbeiteten vor der Coronakrise lediglich 3,6 % der Erwerbstätigen hierzulande überwiegend im Homeoffice, weitere 5,4 % gelegentlich. 91 % verfügten nicht über diese Möglichkeit. Wesentliche Informationen zu den Regeln für die Homeoffice-Arbeit in der Slowakei bietet die Webseite des vom Arbeitsministerium finanzierten Instituts für Arbeits- und Familienforschung.
Quelle: RTVS, ivpr.gov.sk