Die Macht der Machtlosen - so lautet der Titel einer Ausstellung, die die Kunsthalle Bratislava anlässlich des 30. Jubiläums der Novemberereignisse von 1989 vorbereitet hat. Die Ausstellung mit dem Untertitel „Politische Aspekte in der slowakischen und tschechischen Kunst nach dem Jahr 1989" präsentiert 50 kritische Werke von Einzelkünstlern und Künstlergruppen. Diese konzentrieren sich auf gesellschaftliche Probleme in der Slowakei und in Tschechien in den letzten 30 Jahren. Die Zuschauer können hier über die Bedeutung der Demokratie und die damit verbundenen Werte nachdenken, so die Kuratorin der Ausstellung, Lenka Kukurová:
„Unser Thema ist 30 Jahre freies Künstlerschaffen. Die Ausstellung bietet eine Übersicht an Möglichkeiten, die uns der November 1989 gebracht hat. Sie zeigt aber auch alle negativen Erscheinungen, die mit dem Regimewechsel zusammenhängen, wie etwa Obdachlose, Probleme mit Minderheiten usw."
Kukurová machte auf die tschechisch-slowakische Dimension des Projektes aufmerksam, die nicht nur hinsichtlich der Verknüpfung der slowakischen und der tschechischen bildenden Kunst wichtig ist, sondern auch wegen der gemeinsamen Geschichte beider Nationen. Der Titel der Ausstellung verweist auf den umfangreichen politischen Essay des ehemaligen Präsidenten der Tschechoslowakei Václav Havel aus dem Jahr 1978, in dem er Möglichkeiten einer Revolte in einer unfreien Gesellschaft beschreibt. Die Themen der ausgestellten Werke sind sehr unterschiedlich: von der Kritik an konkreten Politikern über die Stellung der Frau in der Gesellschaft bis hin zu Konsum oder Rassismus. Einen wichtigen Platz hat die Umweltproblematik. Dieses Thema repräsentiert zum Beispiel das Werk „Ausrufezeichen" des Künstlers Rudolf Sikora, das bereits in den 1970er Jahren auf die Notwendigkeit der Lösung von Umweltproblemen aufmerksam machte. Die Besucher der Kunsthalle können auch eine verkleinerte Version des Werkes „Wurzeln tiefer als Mauern" sehen, einer Großmalerei des zeitgenössischen slowakischen Künstlers Oto Hudec, die er auf der Fassade der slowakischen Botschaft in Berlin anlässlich des 30. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer schuf. Laut der Kuratorin Kukurová betreffen einige Werke auch kontroverse Themen:
„Einige wurden sogar zensiert oder verboten. Es ist jedoch das Vorrecht der Künstler, dass sie sich auch zu umstrittenen Themen äußern können, die nicht allen behagen."
Die Ausstellung in der Kunsthalle Bratislava ist vom 22. November bis zum 23. Februar 2020 zu sehen. Die Schirmherrschaft über das Projekt übernahm die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová.
Quelle: TASR