Aus der neuesten Untersuchung der Assoziation für internationale Fragen (AMO) mit Sitz in Prag geht hervor, dass die Digitalisierung in allen vier Visegrád-Ländern Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn voranschreitet. Den ersten Platz belegt hierbei das Nachbarland Tschechien, die Slowakei folgt auf Platz Zwei. Die größten Probleme sehen die beteiligten Analytiker im Bereich der schulischen Bildung, bei der allerdings die Slowakei den V4-Vorreiter Tschechien mittlerweile überholt haben soll. Martin Reguli, Analytiker der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung weist dennoch darauf hin: „Die Slowakei hinkt bei den Reformen in einigen Schlüsselbereichen hinterher. Das betrifft insbesondere die Bildung, wo der Mangel an hochqualifizierten IT-Kräften oder Mitarbeitern mit guten Technologie-Kenntnissen sehr deutlich erkennbar ist."
Und der Prodekan der Fakultät für Informatik und Informationstechnologien der Comenius-Universität in Bratislava, Peter Pištek, ergänzt: „Die Informatik zählt zu den gefragtesten Fachrichtungen überhaupt. Aber es ist zugleich der Studiengang, dessen Absolventen am häufigsten im Ausland arbeiten. Das heißt, dass uns immer wieder sehr gute potentielle Experten verlassen, bei denen die Chance einer späteren Rückkehr relativ gering ist."
Bürger und Verbände im Inland, aber auch beispielsweise die Assoziation für internationale Fragen appellieren daher regelmäßig an die Regierungen im östlichen Mitteleuropa, die Gesetzgebung den Herausforderungen des digitalen Zeitalters anzupassen. Wichtig sei insbesondere, dass die Behörden endlich auf die eigenhändige Unterschriftsleistung oder die persönliche Anwesenheit bei verschiedenen Behördengängen verzichten, sodass möglichst viele Angelegenheiten wirklich nur online erledigt werden können. Karolina Tichá vom Amt des Vizepremiers für Investitionen und Digitalisierung erklärt dazu: „Der Staat unterstützt selbstverständlich die Digitalisierung! Einerseits, indem er gegen die Bürokratie kämpft, und andererseits, indem er den Grundsatz ‚Einmal ist genug' einführt. Das bedeutet, wenn der Staat über bestimmte Informationen zu einer Person oder Firma bereits verfügt, dürfen die Behörden diese nicht nochmals verlangen."
Ab dem 1. September 2018 gilt in der Slowakei ein neues Gesetz zur Minimierung der Bürokratie. In der Praxis dürfen die Ämter von den Bürgern drei Auszüge in Papierform weniger verlangen, nämlich den Auszug aus dem Handelsregister, aus dem Register der Gewerbetreibenden und aus dem Kataster. Ab dem 1. Januar kommt noch der Auszug aus dem Strafregister hinzu, der dann in digitaler Form ausreichend ist. Demnächst werden auch verschiedene Bescheinigungen vom Finanzamt sowie den Sozial- und Krankenkassen in der Slowakei nicht mehr in Papierform versendet oder erfasst, sondern online.
Quellen: RTVS