Der Vorsitzende des Nationalrats der Slowakischen Republik, Andrej Danko, der zugleich Chef der Slowakischen Nationalpartei SNS ist, sieht sich derzeit mit Fragen, Vorwürfen und Protesten zu seiner akademischen Arbeit konfrontiert. Es geht um den schriftlichen Teil des sogenannten Rigorosums, das Studienabsolventen berechtigt, den Titel JUDr, also Doktor der Rechtswissenschaften, zu tragen. Andrej Danko führt diesen seit 2000. Die Tageszeitung Denník N hatte Ende September nach eigenen Recherchen angezweifelt, dass Danko den Doktortitel zurecht führt. Die Leitung der Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica möchte nun, dass Dankos Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Dies hatte der Politiker jedoch untersagt. Der Rektor der Universität, Vladimír Hiadlovský, dazu gegenüber RTVS: „Im Namen von mehr als 1.000 unserer Lehrkräfte und nichtpädagogischen Angestellten sowie knapp 7.000 Studierenden, die an unserer Universität seriös und ehrlich studieren, fordere ich ihn öffentlich auf, dies zu tun."
Fragen wirft unter anderem auf, warum die Arbeit zwar Verwaltungsrecht zum Thema hatte, jedoch an einem Lehrstuhl für Strafrecht geschrieben worden sein soll, oder dass es 1999, also ein Jahr vor Dankos Rigorosum, laut Register eine akademische Arbeit mit gleichem Titel und gleicher Seitenzahl von einer Juraabsolventin der Comenius-Universität in Bratislava gegeben hat. Diese Arbeit wiederum ist dort nicht mehr auffindbar. Der zuständige Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Bratislava, Eduard Burda, bedauerte dies und meinte, man wolle nicht über das Verschwinden der Arbeit spekulieren, sondern werde auf die Suche gehen. Außerdem sei es nicht ungewöhnlich, dass es gleichlautende oder Arbeiten mit gleicher Seitenzahl geben könne. Tomaš Kostelník, Sprecher des Parlamentsvorsitzenden, sagte gegenüber Medienvertretern: „Es besteht ein bestimmter Verdacht, dass seine Arbeit manipuliert werden konnte, und das ist möglicherweise auch der Grund, warum er nicht sofort so handelt, wie Sie es sich vielleicht vorstellen."
Die Vizevorsitzende des Parlaments, Lucia Ďuriš Nicholsonová von der Oppositionspartei SaS, hat mittlerweile Strafanzeige bei der Generalstaatsanwaltschaft gestellt, da sie der Meinung ist, entweder die Universität sei gesetzwidrig vorgegangen oder es habe einen Missbrauch der Rechtsbefugnisse eines öffentlichen Funktionsträgers gegeben. Die Leitung der Universität in Banská Bystrica begrüßte dies, da sich laut deren Rektor die Universität nichts vorzuwerfen habe. Rückendeckung erhielt Andrej Danko von Bildungsministerin Martina Lubyová, die von der SNS für das Kabinett nominiert wurde. Sie meinte, wenn es nun einmal eine legale Möglichkeit gebe, Arbeiten nicht zu veröffentlichen, sei es auch legitim, diese Option in Anspruch zu nehmen. Experten wie etwa der slowakische Jurist Martin Husovec von der Universität Tilburg in den Niederlanden, äußern verfassungsrechtliche Zweifel an dieser Regelung. Danko selbst hat bislang lediglich betont, sein Studium in Bratislava ordnungsgemäß abgeschlossen zu haben, sich aber nicht weiter zu der Causa geäußert. Laut seinem Sprecher warte er die Ermittlungen ab und behalte sich vor, strafrechtlich gegen die Diskreditierung seiner Person, mutmaßlich wegen seiner politischen Tätigkeit, vorzugehen.
Quellen: RTVS, TASR