Slowakische Mediziner verlassen das Land nicht in erster Linie aufgrund der niedrigen Gehälter, sondern vielmehr wegen der schlechten Ausstattung der hiesigen Krankenhäuser. Dies geht aus einer Umfrage unter 500 slowakischen Ärzten hervor, die die neugegründete Partei SPOLU in Auftrag gegeben hat. Falsche Entscheidungen in der Gesundheitspolitik und auch Korruption wurden dabei als weitere Gründe noch vor finanziellen Aspekten genannt. Geht es nach dem Vorsitzenden von SPOLU, Miroslav Beblavý, sollte die Regierung in erster Linie das Management der Krankenhäuser auswechseln. Dies sei ein Schritt, der bereits jetzt gemacht werden müsse. Denn eine umfangreiche Reform des Gesundheitswesens würde, so Beblavý, bestimmt zehn Jahre in Anspruch nehmen.
Wie die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Zuzana Eliášová, erklärt, arbeite ihr Ressort bereits daran, die Arbeitsbedingungen für Ärzte und Pflegebedienstete zu verbessern. Ein konkretes Beispiel dafür seien sogenannte Kapitalspritzen: „Die Krankenhäuser können bereits ab nächstem Jahr um Finanzpakete von bis zu 100 Millionen Euro ansuchen, die sie dann etwa in Modernisierungen oder die Anschaffung neuer Geräte investieren können."
Die finanzielle Situation des Pflegepersonals wird sich mit der nun beschlossenen 10-prozentigen Gehaltserhöhung ab 2019 ebenfalls verbessern. Spezialisierte und erfahrene Pflegekräfte dürfen sich allerdings um bis zu 16 Prozent mehr freuen. Damit sollten die Netto-Gehälter im Pflegewesen um 100 bis 130 Euro ansteigen. Geht es nach Gesundheitsministerin Andrea Kalavská sollte dieser Schritt die Situation im Gesundheitswesen stabilisieren und der Abwanderung von Pflegekräften ins Ausland Einhalt gebieten. Wenngleich die Gewerkschaft der Krankenschwestern und Geburtsassistenten die Gehaltserhöhung begrüßt, zeigt sich der Direktor der Kammer der Slowakischen Pflegekräfte, Milan Laurinc, weniger erfreut. Er kritisierte, dass es zu keinerlei Verhandlungen zwischen der Gesundheitsministerin und seiner Kammer gekommen sei. Wie Kalavská entgegnete, habe sie sich seit ihrem Amtsantritt im März diesem Thema gewidmet, allerdings sei das Ergebnis letztlich ein Kompromiss zwischen dem Finanzministerium und dem Gesundheitsresort.
Quelle: TASR