Ein Mann reißt sein Hemd auf und stellt sich schreiend einem Panzer entgegen. Das Panzerrohr zielt direkt auf seinen Kopf. Die berühmteste Fotografie von der Niederschlagung des Prager Frühlings machte Ladislav Bielik vor 50 Jahren in Bratislava. Die Truppen des Warschauer Paktes marschierten in der Tschechoslowakei ein, um die Reformbewegungen der vorausgehenden Monate zu stoppen. Die Zensur war aufgehoben worden, die Menschen hatten mehr Freiheiten und die Machtkonzentration in der Kommunistischen Partei war gelockert worden. Parteichef Alexander Dubček hatte die Vision von einem Sozialismus mit menschlichem Antlitz.
Bei der Invasion standen hunderte Menschen auf den Straßen und fotografierten die historischen Ereignisse. Eine Ausstellung in der Rundfunkpyramide zeigt nun eine Auswahl dieser Fotografien. Zu sehen sind auch Aufnahmen von Mikulaš Gál. Er arbeitete vor 50 Jahren als Journalist. Vom Fenster seiner Wohnung in Nitra aus beobachtete er, wie die Panzer einrollten.
„Ich habe gesehen, dass es gefährlich ist. Denn auch hier unter unserem Fenster standen mindestens fünfzig Panzer."
Der slowakische Rundfunk hatte seine Hörer aufgerufen, Fotos vom August 1968 einzuschicken. Hunderte trafen in der Rundfunkpyramide ein, rund einhundert sind nun ausgestellt. Der Programmdirektor des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Michal Dzurjanin:
„Wir schätzen jede einzelne Einsendung, denn sie zeigen die Emotionen dieser Tage."
Bis Ende des Jahres kann man sich die Ausstellung „Mit den Augen unserer Hörer" noch in der Rundfunkpyramide anschauen. Die berühmte Fotografie von Ladislav Bielik ist derzeit auf dem Bratislavaer Platz Hodžovo námestie in der Ausstellung „Invasion August 68" zu sehen.
Quelle: RTVS