Nach Angeben des slowakischen Statistikamtes seien mehr als 12 Prozent der Slowaken von Armut bedroht. Dies entspricht rund 650.000 Menschen. Erfasst wurde hierbei die relative Armut, wobei in der Statistik die niedrig verdienenden Haushalte mit dem Rest der Gesellschaft verglichen werden. Wenig überraschend besteht das niedrigste Armutsrisiko für die Einwohner der Region Bratislava. In der Mittel- und Ostslowakei sieht es weniger rosig aus, vor allem wenn man keine Arbeit finden kann, erklärt Ľudmila Ivančíková vom Statistikamt: „Am meisten bedroht sind die Arbeitslosen, gefolgt von alleinerziehenden Eltern mit einem Kind und Familien mit drei oder mehr Kindern."
Der Wirtschaft geht es in den letzten Jahren wieder gut und die Arbeitslosenrate ist niedrig. Somit konnte die Slowakei bereits jetzt ihre Ziele im Rahmen der Europa 2020-Strategie erfüllen, zumindest was die Armut und soziale Ausgrenzung betrifft. Die Armutsgrenze lag 2017 in der Slowakei bei einer Einkommenshöhe von 4310 Euro pro Jahr, was monatlich knapp 360 Euro ausmacht. Im Osten der Slowakei wurde die höchste Arbeitslosigkeit verzeichnet und dies spiegelt sich auch deutlich in der Armutsverteilung wider. Im Kreis Prešov sind rund 18 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht, in Bratislava nur etwas mehr als vier Prozent. Dies unterstreicht die relativ großen regionalen Unterschiede. Soziologin Zuzana Kusá: „Im Osten des Landes sind nicht nur die Gehälter niedriger, sondern es zeigt sich auch deutlicher, was es an der Familienpolitik des Staates mangelt. Sei es etwa in Familien mit mehreren Kindern, wo ein Einkommensausfall eines der Elternteile nicht kompensiert wird. Wir sollten unsere Familienpolitik und den sozialen Schutz überdenken. Bei Kindern ist der Zustand sicherlich nicht befriedigend. Wenn die Kinderarmut wächst, sollte man als Land über sich selbst in dieser Hinsicht mehr nachdenken."
Die Armut kann man auch anhand der erheblichen materiellen Deprivation messen. Diese drückt die Unfähigkeit aus, sich verschiedene Ausgaben leisten zu können, die von den meisten Menschen als für eine angemessene Lebensführung wünschenswert oder gar notwendig angesehen werden. Dazu gehört etwa ein einwöchiger Jahresurlaub an einem anderen Ort, jeden zweiten Tag eine Fleisch-, Geflügel- oder Fischmahlzeit, oder angemessene Beheizung der Wohnung. In der Slowakei verzeichnete man 2017 bei der Quote der erheblichen materiellen Deprivation den historisch niedrigsten Wert von sieben Prozent. Zum Vergleich: 2005 waren es noch erhebliche 22 Prozent der Bevölkerung, die sich in solch einer materiellen Not befanden.
Quellen, RTVS, Trend