Vor 25 Jahren in Brno: Gespräche zur Trennung der Tschechoslowakei

Vor 25 Jahren in Brno: Gespräche zur Trennung der Tschechoslowakei

Vor 25 Jahren, am 26. August 1992, kurz vor Mitternacht, wurde in der berühmten Bauhaus-Villa Tugendhat in Brno das Ende der Tschechoslowakei besiegelt. Die damaligen Premierminister Tschechiens und der Slowakei, Václav Klaus und Vladimír Mečiar, gaben das Datum der Auflösung der Tschechoslowakei bekannt. Verhandelt hatten zwei Delegationen mit insgesamt nur 9 Teilnehmern, wobei die bestimmenden Akteure Klaus und Mečiar waren. Klaus galt als Wirtschaftsmodernisierer, Mečiar eher als Protektionist. Beide Seiten hatten ohnehin nur Vertreter der Parteien entsendet, die bei den Parlamentswahlen im Juni 1992 in beiden Teilstaaten der Föderation gesiegt hatten, nämlich die Demokratische Bürgerpartei ODS sowie die Bewegung für eine demokratische Slowakei HZDS. Der Wahlsieg dieser Parteien war entscheidend dafür, dass der Gedanke eines gemeinsamen Staates der Tschechen und Slowaken nicht mehr zu halten war. Im Juli 1992 schon hatte der slowakische Nationalrat für die Souveränitätserklärung gestimmt, die den Beginn der Spaltung der Tschechoslowakei markierte. In Prag trat daraufhin Präsident Václav Havel, ein Verfechter der Einheit der Tschechoslowakei, zurück.

Das Treffen in der Villa Tugendhat war das sechste. Aber besonders das zweieinhalbstündige Vier-Augen-Gespräch vom 26. August 1992 im Garten ist zum Symbol der Trennung geworden. Die Soziologin und Politologin Soňa Szomolányi von der Comenius-Universität Bratislava resümiert heute: „Unsere Ausgangslage, von der aus wir agieren mussten, war so, dass kein Analytiker oder ausländischer Experte auch nur einen löchrigen Groschen darauf gewettet hätte, das die Slowakei eines Tages der EU angehören wird und sogar als erstes der Euro-Zone beitritt. Und heute versuchen wir ernsthaft - wie ich hoffe, auch zusammen mit den Tschechen - ein Teil vom starken Kern Europas zu sein."

Ende vergangener Woche nun nahmen die heutigen Premierminister von Tschechien und der Slowakei, Bohuslav Sobotka und Robert Fico, übrigens beide Sozialdemokraten, das Datum vor 25 Jahren zum Anlass, sich in Brünn, in eben jener Villa Tugendhat, zu einer TV-Diskussion zu treffen. Der tschechische Ministerpräsident Sobotka betonte dabei, dass auch die Länder, in denen es nicht den Euro gibt, an den Verhandlungstischen zum Thema Kern-Europa sitzen müssten. Tschechien hat nach wie vor eine eigene Währung, die Tschechische Krone. In der Slowakei hingegen gilt seit 2009 der Euro. Für den slowakischen Premier Fico ist weniger die Vergangenheit wichtig, sondern die Zukunft des Europäischen Gedankens, und zwar nicht nur innerhalb der Visegrád-4-Gruppe mit Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei: „Wenn eine Familie einen Ausflug machen will und ein Familienmitglied sagt, es möchte zu Hause bleiben, dann bleibt deswegen nicht die ganze Familie zu Hause sitzen. Die Familie macht den Ausflug und wird ihn genießen. Und sie wird dabei Geld ausgeben. Das Familienmitglied, das zu Hause geblieben ist, muss sich entscheiden, ob es dabei sein will oder nicht. Ich bin hier für die slowakische Regierung und wiederhole noch einmal: Wenn die Familie auf einen Ausflug geht, ja, also dann will ich für meinen Teil mitgehen."

Quelle: RTVS

Kay Zeisberg, Foto: TASR

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