Am Montag waren es 50 Jahre, seit der slowakische Spielfilm Das Geschäft in der Hauptstraße mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Die tragikomische Geschichte über einen Kompromiss mit dem Bösen, über Schwäche, Angst, Unwissenheit und Dummheit als Nährboden für die Prediger von Gewalt entstand nach dem gleichnamigen Roman von Ladislav Grosman. Beim Schreiben schöpfte er aus jenem Umfeld, das ihm persönlich am nächsten war, nämlich dem jüdischen Milieu einer Kleinstadt in der Ostslowakei. Bevor er allerdings zu schreiben begann, erlebte er den Zweiten Weltkrieg und die Verfolgung seiner Familie. Stets begleitet hat ihn seitdem seine Frau Edita, die er am Tag ihrer Rückkehr aus dem Konzentrationslager Auschwitz kennenlernte:
„Ich kehrte mit einem kranken Knie zurück. Im Jahr 1949 haben wir dann geheiratet, und da habe ich ihn gefragt, ob es ihn nicht stört, dass ich hinke, worauf er antwortete: „Nein, wichtig ist, dass dein Geist nicht hinkt." Damit habe ich ihn nicht nur als Künstler, sondern wirklich als Mensch kennengelernt. Denn einem anderen jungen Menschen hätte das wahrscheinlich sehr gestört."
Grosmans Roman Das Geschäft in der Hauptstraße wurde bereits kurz nach dem Erscheinen 1965 zur Filmvorlage. Das Regisseur-Duo Ján Kadár und Elmar Klos drehte im ostslowakischen Städtchen Sabinov, und zwar mit der polnisch-jüdischen Schauspielerin Ida Kamińska und der slowakischen Schauspiellegende Jozef Kroner in den Hauptrollen. Dass der Film 1966 mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet wurde, erlebte letzterer im Halbschlaf, wie er damals im Radio erzählte:
„Um vier Uhr morgens wachte ich auf und konnte nicht mehr einschlafen. In diesem Halbschlaf habe ich überall Oscars gesehen - von solchen in Überlebensgröße bis zu den kleinsten Figürchen. Dies war wahrscheinlich der Moment, als dem Film der Oscar verliehen wurde."
Von 1968 an wurden die Filmbänder sogar für 20 Jahre vom kommunistischen Regime unter Verschluss gehalten. Der Grund: Ján Kadár, einer der Regisseure, emigrierte nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die ehemalige Tschechoslowakei in die USA. Zu spätem Ruhm kam Das Geschäft in der Hauptstraße erst ab dem Jahr 1989. Und gerade heute zeigt sich leider wieder, dass die Themen des Films nichts an Aktualität verloren haben.
Quelle: TASR